Verbrechensliteratur in kleinen, aber hochkonzentrierten Dosen. (DR) Dass der vorliegende Erzählband den Titel "Strafe" trägt, liegt wahrscheinlich vor allem daran, dass die beiden Vorgängerbände mit "Verbrechen" und "Schuld" tituliert waren. Denn so manche kriminelle Tat, die in den 12 Stories vom Autor in bewährter Weise stilistisch pointiert, sachkundig und ohne die Handelnden zu denunzieren oder zu verurteilen, geschildert wird, bleibt unbestraft und ungesühnt. Ja, zum Teil ist dies auch gedeckt durch die Strafgesetzgebung, wenn es sich etwa um strafunmündige Täter handelt. Oder nicht verwertbare Indizien. Oder aufgrund des Prinzips, dass man nicht zweimal wegen der gleichen Sache verurteilt werden kann, selbst wenn dem Prozess ein Verfahrensfehler zugrunde liegen sollte. Eigentlich geht es in etlichen Fällen vielmehr um Rache und um reuelose TäterInnen. Vielfach sind es einzigartige und spektakuläre Fälle: Ein einsamer Mann nimmt sich eine Sexpuppe als Partnerin und wird ihretwegen gewalttätig. Ein verkommener Anwalt klärt einen bloß vorgetäuschten Mord auf. Und eine Frau hilft beim Tod ihres Mannes ein bisschen nach. Zwölf sehr unterschiedliche Stories, unprätentiös und leichthändig erzählt, klar und genau in der Diktion, aber auch mit einem guten Gespür für Spannung und Spannungsaufbau. Aufgrund der Kürze der Geschichten eine ideale Bett- oder Strandlektüre.
Personen: Schirach, Ferdinand von
Schirach, Ferdinand von:
Strafe : Stories / Ferdinand von Schirach. - München : Luchterhand, 2018. - 189 S.
ISBN 978-3-630-87538-5 fest geb. : Euro 18,00
Schöne Literatur - Signatur: Schir - Buch