Rezept ausgereizt? (TD.D) Kein Zweifel: Die unter Pseudonym publizierende Autorin Daniela Larcher ist ungeheuer fleißig. 2017 erschien "Der zweite Reiter" als Eröffnungsband ihrer im Wien der frühen Zwischenkriegszeit angesiedelten "August-Emmerich-Serie"; danach serviert uns Alex Beer im Jahresabstand die Titel "Die rote Frau", "Der dunkle Bote" und zuletzt "Das schwarze Band". Im Letztgenannten stehen Kriminalinspektor Emmerich und sein Assistent Ferdinand Winter vor der Aufgabe, den Mord an zwei Wiener Revuetänzerinnen aufzuklären und eine dritte ausfindig zu machen, die aus der gemeinsamen Wohnung der drei leichten Mädchen gerade noch entkommen konnte. Die Ermittlungen, in deren Verlauf Winter erstmals ohne seinen Vorgesetzten agieren muss, führen schließlich zur Aufdeckung einer politischen Verschwörung gegen die erste Republik und ihren Bundeskanzler. Das historische Setting des Romans ist wie immer sorgfältig recherchiert. Man kann sich also darauf verlassen, dass es im Juli 1921 in Wien tatsächlich brütend heiß war und der damalige Bundeskanzler Johann Schober hieß. Weniger genau nimmt es die Autorin mit den Audrücken, die sie ihren beiden Hauptgestalten in den Mund legt. "Hupfdohle" meint zwar scherzhaft bzw. unhöflich ein "Varietégirl", der Begriff taucht aber erst 1974 auf. Stress im heutigen Sinn gibt es frühestens seit den 50er-Jahren. Derlei Kleinigkeiten sowie Pleonasmen, etwa "Winter verkörperte die personifizierte Eleganz", trüben den Hörgenuss etwas. Nicht mehr ganz frisch in dieser vierten Variation ist auch das Handlungsmuster, selbst wenn sich der (imaginäre) Höhepunkt hier an der berühmten Londoner Gun-Powder-Party von 1606 orientiert. Das Hörerlebnis ist nach wie vor von allererster Güte: Cornelius Obonya verleiht hier unzähligen Figuren eine individuelle Stimme und versteht es, deren jeweilige Farbe über das gesamte Hörbuch hinweg beizubehalten. Fazit: Was für ein Mime! *bn* Hugo Kubarth
Personen: Beer, Alex Obonya, Cornelius Krewer, Harald
¬Das¬ schwarze Band : ein Fall für August Emmerich / Alex Beer. Gelesen von Cornelius Obonya. Regie: Harald Krewer. - Gekürzte Lesung. - München : Random House Audio, 2020. - 6 CDs (437 Min.)
ISBN 978-3-8371-5035-3 : EUR 20,00
Schöne Literatur - Signatur: Schwa - Hörbuch (CD, MC)