In dem Hörbuch "Die Nacht ist aus Tinte gemacht" erzählt die deutsprachige Rumänin Herta Müller, Literaturnobelpreisträgerin 2009, von ihrer Kindheit und Jugend. Gebannt lauschen wir den Erinnerungen der Autorin, die völlig frei und ohne Manuskript, schonungslos und ohne zu verharmlosen von ihrem Heimatdorf in einem der deutschen Siedlungsgebiete Rumäniens erzählt. Es gab eine Veranda, die war mit Weinreben, mit wildem Wein zugewachsen. Die hießen "Tintentrauben". Der wilde Wein hieß "Tintentrauben". Und das war auch meine Assoziation zur Tinte, dass man in der Nacht von der Tinte ertränkt wird. Ich kannte ja sonst keine Tinte oder sie hat mich nicht beschäftigt, sondern dass die blauen, dunkelblauen, schwarzblauen Trauben, die haben immer die Hände so verfärbt und das ging tagelang nicht aus der Haut raus. Und ich dachte immer, die Nacht ist aus diesem Saft, aus diesen Trauben gemacht! Kühl, überlegt und ohne Schnörkel beschreibt Herta Müller das Leben der Banater Schwaben im abgelegenen Nitzkydorf, das geprägt ist von bäuerlichen Bräuchen und der harten Arbeit auf den unendlich weiten, sozialistischen Maisfeldern. Trotz allem nehmen die Bewohner ihr Schicksal ohne große Klagen hin und sehen keinen triftigen Grund, das Dorf zu verlassen. Denn: Die Gelegenheiten, bei denen man das Dorf verließ, waren immer ein Unglück ... ein großes Unglück! Der Großvater, der das Dorf verlässt, um in den Ersten Weltkrieg, der Vater, um in den Zweiten Weltkrieg zu ziehen, die Mutter, die zur Zwangsarbeit nach Russland deportiert wird. Nitzkydorf, geboren, geheirat, gestorben. Und dennoch, das junge Mädchen kann nicht begreifen, wie selbstverständlich die Erwachsenen sich ihrem Schicksal ergeben. Sie beginnt, sich auf stille, grimmige Weise zur Wehr zu setzen und bricht aus. Etwas ganz Besonders ist dem Verlag supposé mit diesem "Erzählbuch" gelungen. Es zieht den Hörer förmlich in seinen Bann! *Lesen.Hören.Wissen* Ingrid Hohenegger

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Personen: Müller, Herta Sander, Klaus Böhm, Thomas

Interessenkreis: Hörbuch/SL