Eine Frau auf der Suche nach ihrer Herkunft. (DR) Marie von Schabow, eine etwa 50-jährige Frau, fährt im Jänner 1969 von Den Haag nach Frankfurt. Auf dieser Reise gehen ihr drei Liebesgeschichten durch den Kopf: die ihrer Ururgroßmutter, die als uneheliches Kind des niederländischen Königs auf die Welt gekommen war; die ihres Urgroßvaters, der im Ersten Weltkrieg U-Boot-Kommandant gewesen war; und ihre eigene Geschichte als Tochter eines Pastors. Waren Delius einst Familiensagas noch peinlich, wie er in seiner Satire "Der Königsmacher" festhielt, bekommen wir es 15 Jahre später zunächst mit der Liebesaffäre des oranischen Prinzen und späteren niederländischen König Willem I. mit der Berliner Tänzerin Marie Hoffmann und deren gemeinsamen Tochter Wilhelmine zu tun. Mit dieser Affäre aus den Zeiten der napoleonischen Kriege verknüpft Delius die beiden anderen Liebesbeziehungen zu einem Stammbaum, über den er Marie nachforschen, sinnieren und schreiben lässt. Dabei lautet ihr Motto "schreiben heißt ordnen", was angesichts der Familienverhältnisse angebracht scheint, denn wie hängen U-Boot-Fahrer und Pastoren vermischt mit ein Paar Tropfen Adelsblut aus zwei Königshäusern zusammen? Zwar hat Marie im Winter 1969, vierundzwanzig Jahre nach dem letzten Krieg, das Schlimmste hinter sich, dennoch spielen Kriege und Nachkriegserlebnisse eine derart große Rolle, dass Maries Schreibprojekt kaum vorankommt. Darüber hinaus lässt Delius Marie in einem polyvalenten Gemütszustand zurück, gerade so, als diene dieser "Suspense" dazu, die Geschichte - auch wiederum wie eine Familiensaga - fortzusetzen.

---

---

Personen: Delius, Friedrich Christian

Schlagwörter: Liebe Familiensage