Das Vorsatzpapier präsentiert bereits die sehr überschaubare Topographie dieses niederländischen Kinderromans: Ein Bauernhof inmitten einer Deichlandschaft, ein Wäldchen, eine Mühle. In dieser vordergründig sehr idyllischen Umgebung soll die 12-jährige Ich-Erzählerin Vonkie eine Woche bei ihrem Opa verbringen, weil die Eltern nach einer offenbar heftigen Beziehungskrise Zeit für sich brauchen. Bald stellt sie fest, dass der Großvater, überhaupt eher ein knurriger Typ, über zwei Themen nicht reden mag: Warum er zu einem seiner sechs Brüder seit Jahrzehnten keinen Kontakt hat – und warum es streng verboten ist, sich auch nur in die Nähe der nahegelegenen Mühle zu begeben. Natürlich haben beide Themen etwas miteinander zu tun … Simon van der Geest nimmt sich viel Zeit, um sich mit seiner neugierigen und liebenswerten Hauptfigur an die detektivische Ausleuchtung dieser Tabus zu machen, inklusive Rückschlägen, Horror-Elementen und viel Familiendynamik zwischen Großvater und Enkelin. Der üppige, von Almud Kunert mit filigranen Vignetten gestaltete Text lebt stark von Kontrasten: Einzelkind Vonkie und die Großfamilie des Großvaters; ihr moderner, urbaner Alltag und die ländliche Einöde, in der sich die Kindheitserzählungen des Großvaters abspielen; die scheinbar langweilige Landschaft und die spannenden (auch amourösen) Verwicklungen, die sich dort abgespielt haben. War es bei „Krasshüpfer“ ein sehr dramatisches Familiengeheimnis, das offengelegt wurde, geht es hier um weniger drastische Verletzungen aus der Vergangenheit, die doch tiefe Spuren hinterlassen haben. Und während klar ist, dass sich Vonkies Leben nach dieser Woche massiv ändern wird, können sich zumindest der Großvater und sein Bruder ein Stück weit mit ihrer Geschichte versöhnen.

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Personen: Pressler, Mirjam Geest, Simon van der Kunert, Almud

Leseror. Aufstellung: Kinder