Bardugo, Leigh
Das neunte Haus
Buch

Gespenster, gerne auch Geister genannt, gehören zu jenen Untoten, die ihren Ursprung im menschlichen Aberglauben haben. Gemeint sind mit diesen Wiedergängern unerlöste Seelen, die vom Blut der Lebenden angezogen, ihren Gräbern entsteigen. Über ihre Körperlichkeit verfügen sie (anders als die Vampire) dabei nicht mehr. Im heutigen Umfeld von Yale, dem modernen Hot-Spot der Wissenschaft, würde man solche Untoten nicht vermuten. Doch wenn eine kultige Autorin wie Leigh Bardugo im ersten Teil ihrer neuen Dilogie Urban Fantasy und Gothic Noir aufeinandertreffen lässt, entfaltet sich ein ausdifferenziertes Erzähluniversum, in dem rasch nichts mehr so ist, wie es scheint. So genannte Graue wandeln über den geschichtsträchtigen Campus – natürlich ohne für die Studierenden sichtbar zu sein. Im Leben der Protagonistin Alex (Galaxy) Stern jedoch werden die Grauen zu infernalen Existenzen. Dennoch führt gerade Alex’ Fähigkeit, die Geister zu sehen, dazu, dass Alex nach Yale geholt und dort mit besonderer Rolle in die geheime Gemeinschaft der neun Häuser des Schleiers integriert wird. Bei deren Magie jedoch handelt es sich nicht um unterschiedliche Gaben, sondern ganz im Sinne der Hierarchien eines Elite-Collages um eine Ware, die nur den Reichen zur Verfügung steht. Rituale oder Zaubertränke sorgen dafür, dass Macht generiert und ausgeübt werden kann. Lethe, das neunte dieser Häuser, überwacht die strengen Regeln der okkulten Handlungen. Der Roman setzt ein, als Alex bereits in Yale und dort als neuer Dante im Haus Lethe unerwartet auf sich selbst gestellt ist. Soeben ist außerhalb des Campus ein Mord geschehen, den Alex unbedingt aufklären will – natürlich nicht, ohne sich selbst permanent in Gefahr zu begeben. Entlang dieser Geschehnisse wird nach und nach Alex’ Biografie offengelegt – und damit nicht nur ihre gewalt- und drogenbasierte Jugend, sondern auch das Ausmaß ihres Naheverhältnisses zu den Grauen. Erweitert wird das sich beschleunigende Ereignis-Puzzle durch eine zweite, retrospektive Erzählebene, in der Daniel Arlington Alex’ neue Rolle in Yale aus seiner Perspektive schildert. Die beiden Zeitebenen liegen zirka ein Jahr auseinander und werden durch ein zentrales Ereignis miteinander verknüpft: Während eines Rituals verschwindet Darlington auf unerklärliche Weise. Was aber hat der Bräutigam mit all dem zu tun? Ein Grauer, der sich Alex mit offensichtlicher Agenda nähert? Leigh Bardugo erzählt souverän und spannungsreich – und macht die Strukturen (sexueller) Gewalt ohne sprachliche Scheu sichtbar. Denn auch wenn die Wurzeln allen Übels letztlich 200 Jahre zurückreichen, treibt es seine Blüten doch im Machtgefüge des Hier und Heute. Doch wo Magie, da auch ein Weg. To be continued …


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Serie / Reihe: Alex Stern 1

Personen: Bardugo, Leigh Gyo, Michelle

Interessenkreis: Fantastisches

Bardu

Bardugo, Leigh:
¬Das¬ neunte Haus / Leigh Bardugo. Aus dem Amerikan. von Michelle Gyo. - München : Knaur, 2020. - 527 S. - (Alex Stern; 1)
ISBN 978-3-426-22717-6 kart. : EUR 18,50

Zugangsnummer: 2022/1331 - Barcode: 2-1220065-6-00085481-8
Schöne Literatur - Buch