Die Titelstory "Cat Person" ist zum ersten Mal in der Zeitschrift "New Yorker" erschienen und wurde 2,6 Mio. Mal heruntergeladen. Das war mitten in der MeToo-Debatte. Die Kurzgeschichte scheint den Nerv der Zeit getroffen zu haben. Die junge Studentin Margot trifft sich mit dem 15 Jahre älteren Robert. Zu Beginn kommunizieren sie vor allem mit Emoji. Nach einem Kinobesuch und drei Bier landen sie bei ihm. Einerseits reizt sie das Abenteuer, andererseits ekelt sie sich vor ihm und seinem behaarten Bauch. Sie haben Sex, obwohl sie eigentlich nicht möchte. Sie hat den Augenblick versäumt, nein zu sagen. Das Dilemma kommt in folgendem Satz am besten zum Ausdruck: "Das Problem bestand nicht darin, dass er sie zu etwas zwingen könnte, was sie nicht wollte. Eher darin, dass, wenn sie jetzt darauf bestand, aufzuhören, nach allem, was sie unternommen hatte, damit es so weit kam, es sie mies und launenhaft hätte aussehen lassen. So als hätte sie in einem Restaurant eine Bestellung aufgegeben, nur um das Essen dann, als es kam, zurückgehen zu lassen." Sie will nach dieser verunglückten Nacht nichts mehr von ihm wissen. Robert versteht dies nicht. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, mit ihr zu reden, bezeichnet er sie als "Schlampe". In allen Geschichten geht es um die Ambivalenz sexueller Beziehung, um den schmalen Grat zwischen einem Ja und einem Nein. In mehreren Geschichten kommt eine "böser Junge" vor. Ein junges Paar nimmt einen Freund bei sich auf der von seiner Freundin, dem "schrecklichen Mädchen" verlassen worden ist. Sie trösten ihn, er übernachtet bei Ihnen. Aus dieser noblen freundschaftlichen Geste entwickelt sich langsam ein grausames Spiel. Es beginnt damit, dass sie die Schlafzimmertür ein wenig offenlassen, damit er sie beim Sex hört. Es führt dann dazu, dass sie ihn erniedrigen, sie befehlen ihm, sich unterzuordnen, er muss sich an ihren Sexspielen beteiligen. Am Schluss befehlen sie ihm, das schreckliche Mädchen zu töten. "Sieh was du angerichtet hat, du böser Junge", so lautet der Schlusssatz. Der Hauptheld der 12 Geschichten ist die Begierde, die manchmal brutal und abartig sein kann. Es sind verstörende Geschichten. Manchmal beginnen sie harmlos. Der "nette Typ" entpuppt sich als Monster. Die Sprache ist manchmal roh und direkt, manchmal deutet die Autorin vieles nur an. Für große Bibliotheken geeignet.

---

Personen: Roupenian, Kristen