Pietro versucht, die traumatischen Kriegserlebnisse des Großvaters zu verstehen und für sich aufzuarbeiten. (DR) Sara verlässt Pietro, da sich der gemeinsame Kinderwunsch nicht erfüllt, mit den Worten: "Ruf deine Mutter an, Mario ist tot." Mario, Pietros Großvater, kam zwei Jahre nach dem Krieg aus russischer Gefangenschaft zurück und wurde in einer Versehrteneinrichtung aufgefangen. Die Versuche, ihn zu Hause aufzunehmen, scheiterten an seinem gewalttätigen und unberechenbaren Verhalten. In der Familie wurde er immer weniger erwähnt und geriet sogar in Vergessenheit. Sein Tod veranlasst Pietro, sich mit der Geschichte des Großvaters näher auseinanderzusetzen. Olmo, ein Kriegsveteran und der Nachmieter der Wohnung, erfuhr ein ähnliches Schicksal wie Mario. In vielen gemeinsamen Gesprächen und beim Betrachten alter Kriegsfotos wird Mario in Pietros Gedanken wieder lebendig, das Bild von seinem Großvater füllt sich mit Worten, die dieser niemals auszusprechen vermochte, mit Gefühlen, die er nicht zeigen konnte. Als Pietro dann noch eine Reise nach Rußland unternimmt, erhellen sich die Schatten in seinem Leben und die Fassungslosigkeit und das Nichtverstehen seines Großvaters bekommen Interpretationsspielraum. Bajani versteht es, eine emotionale Dichte zwischen Mario und dem Kriegsveteran Olmo herzustellen. Die feinfühlige Aufarbeitung des nicht vorhersehbaren Lebensweges von Mario hilft Pietro, seine eigene familiäre Vergangenheit besser zu verstehen und mit einem positiven Gefühl in die Zukunft zu schauen. Der sensible, tiefgründige Roman, der an manchen Stellen etwas holprig übersetzt wurde, ist empfehlenswert für alle Bibliotheken. *bn* Maria Dorrer

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Personen: Bajani, Andrea Biermann, Pieke