Rabinovici, Doron
Andernorts Roman
Buch

Tragikomische israelisch-wienerische Familiengeschichte über die Unmöglichkeit einer normalen Identitätsfindung.


Rezension

Ethan Rosen und Rudi Klausinger - zwei in Wien lehrende israelische Kulturwissenschaftler konkurrieren nicht nur um eine Professur, sondern auch um die Gunst von Rosens Vater. Ausgerechnet in Tel Aviv - am Sterbebett Felix Rosens, der dringend eine Niere zum Überleben braucht, behauptet der Halbjude Klausinger ein bisher verschwiegener Sohn Rosens zu sein. Als Ethans Mutter Dina den Bastard mit offenen Armen aufnimmt, brechen bisherige Familiengeheimnisse auf und es klärt sich, was der von allen gemeinsam betrauerte Dov Zedek, ebenfalls Ausschwitz-Überlebender, mit dem Fortbestehen der Rosens zu tun hat und warum es so schwer ist, einen Nachruf für ihn zu schreiben. Skurril wird die Familienszenerie mit dem Auftauchen eines Rabbis, der glaubt, der Messias sei als Embryo in den Gaskammern umgekommen und könne nun mit Hilfe der israelischen Genetik aus der DNA der Rosens künstlich wiederhergestellt werden. Andernorts ist der Ort, an dem man nie ankommt, denn Heimat bleibt fremd.

Auf der shortlist für den Deutschen Buchpreis 2010. - So schonungslos kann nur ein israelischer Autor Familien(über)leben nach dem Holocaust erzählen. Ein Lesegenuss auch wegen der humorvollen, sprachlichen Spitzfindigkeiten.

Rezensent: Bettina Rehbein


Personen: Rabinovici, Doron

Schlagwörter: Identität Holocaust Gegenwart Jüdisches Leben

Rabinovici, Doron:
Andernorts : Roman / Doron Rabinovici. - 1. Aufl. - Berlin : Suhrkamp, 2010. - 285 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-518-42175-8 geb. : EUR 19.90

Zugangsnummer: 0002/8242
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch