In der Weite Kanadas treffen 2 trauernde Menschenseelen aufeinander, verstehen einander und verlieren sich wieder.
Rezension
"Verlust und Wiedererlangung von Identität ist der Rahmen aller Literatur" - dies Zitat stellt Sven Heuchert seinem Trauerroman voran. Milla flieht nach dem Selbstmord ihres Sohns aus Deutschland in die unendliche Weite Kanadas. In der Einsamkeit will sie einen Umgang mit ihrer unendlichen Trauer finden. Zunächst einmal findet sie Russ. Er lebt schon immer hier am Ontariosee, verkauft Trödel und Militaria wie schon sein Vater. Auch Russ trauert - um die nicht gelebte Liebe zu Helen. Nun ist sie gestorben. Milla und Russ finden einander in der großen Leere, Seelenverwandschaft. Und weil das Leben so ist wie es ist, folgt der tröstenden Begegnung erneute Einsamkeit. Es ist das zweite Zitat zu Beginn: "Das Herz des anderen bleibt ein dunkler Wald." Ruhig und still wie der große Fluss, an dem Millas Haus steht, erzählt der Autor seine Geschichte. Wortkarg wie seine Protagonisten spricht er in kurzen Sätzen - kein leichtfüßiger Nebensatz, keine Gefühlsausbrüche. Stattdessen spürt man die Einsamkeit der Menschen, der Landschaft. Ein wundervoller Roman über tiefe, unteilbare Empfindung.
Für Menschen, die mitfühlen möchten - und Kanadaliebhaber:innen.Rezensent: Katharina Katz
Personen: Heuchert, Sven
Heuchert, Sven:
Das Gewicht des Ganzen : Roman / Sven Heuchert. - Berlin : Ullstein, 2023. - 187 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-550-05072-5 geb. : EUR 22.99
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Heu - Buch