Cynybulk, Gunnar
Das halbe Haus Roman
Buch

Deutsch-deutsche Geschichte, ganz persönlich erzählt.


Rezension

Es geht um ein "halbes Haus" als Sinnbild eines "halben Landes". Zersplitterte Heimat ist die Erfahrung der Familie, die sich hier in der Figur der Großmutter, des Sohnes und des Enkels spiegelt. In den Zeiten des kalten Krieges siedelt die Großmutter 1981 von der DDR in den Westen. Familienzusammenführung ist in der Folge geplant. Vor allem Sohn Frank Friedrich zieht es aus dem Land in den Westen; er träumt von Paris. Sein Sohn Jakob träumt von der Spartakiade und der Sportlerkarriere in der DDR. Seine Pläne scheitern, als sein "Freiheitsprojekt" ihn in Parteiverdacht bringt. 1983 wird er nach Verteilung von Flugschriften gegen den Staat verhaftet. Jakob landet wegen Verbreitung staatsfeindlichen Gedankenguts im Stasi-Knast. "Das Land ist gefangen, das Gefängnis ist gefangen, du bist gefangen, deine Seele ist in deinem gefangenen Körper gefangen" beschreibt er die qualvolle Zeit in der Haft. Die Heimat wird ihm Sinnbild für Inhumanität und Verlogenheit. Jakob zieht für sich einen Schlussstrich unter den Begriff und das Gefühl "Heimat".

Ein sehr ernster, kantiger Text in kühl-sachlichem Stil. Eher biographischer Bericht als literarischer Entwurf. Für alle Betroffenen und Interessierten sicherlich besonders lohnenswert.

Rezensent: Christiane Spary


Personen: Cynybulk, Gunnar

Schlagwörter: DDR Heimat Freiheit kalter Krieg

Cynybulk, Gunnar:
Das halbe Haus : Roman / Gunnar Cynybulk. - Köln : DuMont, 2014. - 571 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-8321-9723-0 geb. : EUR 22.99

Zugangsnummer: 2014/0131
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: SL Cyn - Buch