Roy, Arundhati
Das Ministerium des äußersten Glücks Roman
Buch

Ein Gästehaus auf einem Friedhof in Delhi wird zu einem Schutzraum kleinen Glücks für Verlorene und Verfolgte.


Rezension

Die intersexuelle Anjum, ein ausgesetztes Baby, die Frau, die Erinnerungsstücke ihres im Untergrund lebenden Mannes sammelt - drei der vielen Verlorenen im Roman. Aus ihren Geschichten, die zunächst unzusammenhängend wirken, sich dann aber berühren und umschlingen, schafft die Autorin ein kunstvolles Erzählgeflecht. So faszinierend das geschilderte Indien in seiner Exotik erscheint, so sehr öffnet der Roman die Augen für die Probleme und Grausamkeit der vielgestaltigen indischen Gesellschaft, stellt sich auf die Seite der Ausgebeuteten und Ausgegrenzten. Bildgewaltig, dabei scharf beobachtend mit oft verblüffenden Sätzen, die den Kern der Sache treffen, lässt Roy ein zunehmend von hinduistischem Nationalismus geprägtes Indien im Kopf der Leser entstehen. Lange hat sie an ihrem zweiten Roman geschrieben und viel von ihrer politisch-essayistischen Arbeit, von persönlichen Erfahrungen, Verletzungen und Frustrationen scheint den Weg in die Gestaltung der Protagonisten gefunden zu haben.

Ein literarisch dichter und gleichzeitig höchst politischer Roman, der seine Leser gnadenlos in den Bann zieht und ihr Bollywood-geprägtes Indienbild nachhaltig zerstört.

Rezensent: Birgit Schönfeld


Personen: Roy, Arundhati

Schlagwörter: Sozialkritik Indien Ungerechtigkeit Glücksuche

Roy, Arundhati:
Das Ministerium des äußersten Glücks : Roman / Arundhati Roy. Dt. von Anette Grube. - Frankfurt : Fischer, 2017. - 555 S. ; 21 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-10-002534-0 geb. : EUR 24.00

Zugangsnummer: 2014/5088
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Roy - Buch