Geschichten, die mit hypnotischer Spannungskunst das Genre der unheimlichen Erzählung von E.T.A Hoffmann bis Daphne du Maurier in unsere moderne, nur scheinbar durchrationalisierte Welt versetzen.
Rezension
Das siamesische Klavier, das der Sammlung der sieben unheimlichen Geschichten den Namen gegeben hat, ist die erste der Erzählungen, die allesamt den Leser mit ihrer (angenehm) gruseligen Stimmung in den Bann ziehen. Unterschwelliges Grauen und unbestimmbare Angst, hervorgerufen von irrationalem, mysteriösem Geschehen, das in seiner Unerklärlichkeit so gar nicht in unsere vernunftgeprägte, rationale Welt passt, bestimmen die gesamte Lektüre des Buches. Diese Gefühle ruft die Autorin nicht etwa mit Horrorszenen hervor, sondern mit leisen nuancierten Tönen, die die bisweilen absurde Rat- und Sinnlosigkeit der Ereignisse durchdringen und nicht nur die Figuren der Geschichten, sondern auch den Leser zu bedrohen scheinen: die Begegnung mit dem eigenen Schatten, der sich verselbstständigt, das Schachspiel mit einem Toten - heimtückische Schrecken von verstörender Intensität. Ein faszinierendes Buch, das mit seinen Geschichten beeindruckt, ängstigt und bestürzend lange nachwirkt.
Neben der Eigenlektüre auch hervorragend geeignet für Vorleseabende für Erwachsene. Für ihren Roman erhält die Autorin den "Phantastikpreis der Stadt Wetzlar 2010".Rezensent: Astrid van Nahl
Personen: Neudecker, Christine
Neudecker, Christine:
Das siamesische Klavier : Unheimliche Geschichten / Christine Neudecker. - München : Luchterhand, 2010. - 219 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-630-87313-8 geb. : EUR 17.95
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Neu - Buch