Tatsachenroman um einen verhafteten australischen Aborigine, der im Polizeigewahrsam stirbt und zugleich eine Geschichte um einen weißen Polizisten, der wegen dieses Todesfalles vor Gericht kommt.
Rezension
Der Aborigine Doomagdee ist in der Polizeistation umgekommen, der Mob fackelt deswegen die Polizeiwache und das Haus des Beamten ab. Die australische Autorin Chloe Hooper versucht minutiös die Umstände des Todes zu rekonstruieren. Dabei lässt sie ausschließlich Tatsachen sprechen, die durch Quellen belegt sind, gleichzeitig kommen ihre eigenen Erfahrungen und Beobachtungen zur Sprache, die sie als Reporterin in der für sie selbst fremden Region macht. Hooper rekonstruiert sensibel die zähen, langen Verhandlungen in schwülen Gerichtssälen, das Leben im Haus der Familie Doomadgee oder den Einsatz der Polizeigewerkschaft für den mutmaßlichen Täter. Sie beschreibt, wie sich die Fronten in einem symbolischen Krieg verhärten, wie Misstrauen und politische Manöver den jahrelangen Prozess der Aufklärung prägen und vor allem, wie der Rassismus jede Handlung, jeden Gedanken und jeden Ort durchdringt. Eine Versöhnung liegt in weiter Ferne.
Ein beeindruckende Justiz-Reportage und gleichzeitig Chronik einer abenteuerlichen Reise durch eine von Gewalt geprägte Landschaft. Das Buch zeichnet eine Welt des permanenten Zusammenstoßens von Religionen, Rechtssystemen, Traditionen, Welterklärungsmodellen und Sprachen. Ein Buch das viele Fragen offen lässt!Rezensent: Martin Ertz-Schander
Personen: Hooper, Chloe
Hooper, Chloe:
Der große Mann : Leben und Sterben auf Palm Island / Chloe Hooper. Dt. von Michael Kleeberg. - München : Liebeskind, 2016. - 364 S. ; 20 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-95438-057-2 geb. : EUR 22.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Hoo - Buch