Theodor Storms Kinderklassiker von 1849 in traumgleich schöne Bilder gefasst von Henriette Sauvant.
Rezension
Das dralle, pausbäckige Baby der ersten Illustration des StormÆschen Märchens von Else Wenz-Vietor hat sich in einen schmächtigen Jungen mit braunem Schopf und großäugigem Blick verwandelt. Erwartungsvoll sieht er uns entgegen, aufrecht in seinem altmodischen hölzernen Rollenbett stehend, offensichtlich noch gar nicht müde. Er trägt ein knöchellanges weißes Nachthemd, das sich bald wie ein Segel aufblähen wird, in der einen Hand hält er seinen Kuschelhasen am Ohr, in der anderen den Zipfel seines rosa Federkissens. Die Krone am Betthaupt weist den Knaben als kleinen Prinzen aus, der es nicht gewohnt ist, dass ihm ein Wunsch verwehrt wird. Durch den Traum seiner Mutter, umrahmt von rotsamtenen Vorhängen, segeln Schiffe herauf. Dann ist die Schwerkraft aufgehoben in diesem mondbeschienenen Zimmer, und Häwelmann fährt im Bett an der Decke entlang. Durch das Schlüsselloch geht es hinaus in die Welt und den Himmel. Das Antlitz des gütigen Mondes schaut wie durch ein Guckloch in die Szenerie. Winzig nimmt Häwelmann sich aus am Nachthimmel, während die Sternbilder Löwe, Fische und Krebs aufgestört den Himmel fliehen. Mit weit aufgerissenen Augen im bläulichen Gesicht verfolgt der Mond die zunehmende Dreistigkeit des Jungen. Die finstere Nacht bedroht das Kind wie ein aufgerissenes Fischmaul. Spektakulär ist Häwelmanns tiefer Fall aus dem Himmel ins Meer, einem schrägen Horizont entgegen und doch beglänzt vom warmen Licht der aufgehenden Sonne. Ein Glück, dass "ich und du" bereits im sicheren Kahn warten, um Häwelmann zu bergen.
Für Kinder ab 4 J. und alle Freunde schöner Bilderbücher.Rezensent: Lotte Husung
Personen: Storm, Theodor Sauvant, Henriette
Der kleine Häwelmann / Theodor Storm. Ill.von Henriette Sauvant. - 1. Aufl. - Berlin : Aufbau, 2006. - 30 S.: überw. Ill.; 27 cm
ISBN 978-3-351-04072-7 geb. : EUR 14.90
978-3-19-309597-8.jpg - Signatur: 978-3-19-309597-8.jpg kle - Buch