Forgó, Léda
Der Körper meines Bruders Roman
Buch

Die Protagonistin Borka erzählt von ihrer Geburt an bis zum 15. Lebensjahr ihre Geschichte.


Rezension

In Ungarn groß geworden, erlebt sie als Dreijährige den Volksaufstand, bei dem ihr Zwillingsbruder von einem Querschläger tödlich getroffen wird. Der Vater begeht Selbstmord, und von nun an muss sich die Mutter, die sich der Mutterrolle immer verweigert hatte, allein um die Tochter kümmern. In der Schule wird sie schnell zum Problemkind, weil sie die Schläge austeilt, die sie von ihrem Stiefvater einsteckt. Nur bei dem Pfarrer Zoran erfährt sie Liebe und Anerkennung, doch wird dieser von den Kommunisten abgeholt. - Leda Forgos Debütroman hat mich fasziniert und eigentümlich berührt. Sie lässt die kleine Borka mit einer fast emotionslosen Selbstverständlichkeit ihren gefühlsarmen Alltag erzählen. Aus ihrer kindlich-naiven Sichtweise heraus kennt sie viele Zusammenhänge nicht, begreift oft intuitiv aber mehr als die Erwachsenen. Die junge ungarische Autorin schreibt nicht in ihrer Muttersprache, umso bemerkenswerter ist die Intensität und Ausdruckskraft ihrer Sprache, wie man ihr nur selten begegnet.

Ganz gewiss keine Mainstream-Literatur, aber für Leser mit literarischem Anspruch ein absoluter Geheimtipp!

Rezensent: Judith Richter


Personen: Forgó, Léda

Schlagwörter: Kindheit Ungarn

Forgó, Léda:
Der Körper meines Bruders : Roman / Léda Forgó. - 1. Aufl. - Zürich : Atrium, 2007. - 332 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-85535-132-9 geb. : EUR 19.90

Zugangsnummer: 0002/2607
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch