Barnes, Julian
Der Lärm der Zeit Roman
Buch

Schostakowitschs Leben und Werk als Beispiel für den schmalen Grat einer Kunst zwischen Anpassung und Widerstand.


Rezension

Stringent und zugleich ergebnisoffen erzählt Barnes das Leben des Komponisten in den Zeiten der Sowjetunion unter Lenin, Stalin und Chruschtschow. Das Verbot der 1934 uraufgeführten und sowohl in der Sowjetunion als auch weltweit gefeierten Schostakowitsch-Oper "Lady Macbeth von Mzensk" durch Stalin im Jahr 1936 arbeitet Barnes als traumatischen Wendepunkt im Leben des Musikers heraus. Von nun an ist dessen Leben von dem Versuch bestimmt, die Untiefen politischer Macht auszuloten, um einen Schlupfwinkel für die eigene Existenz und das eigene Werk zu finden. In schlaflosen Nächten wartet er mit gepacktem Koffer darauf, von der Geheimpolizei abgeholt zu werden. Dann aber hat er 1942 die Möglichkeit, die sogenannte "Leningrad-Symphonie" zu schreiben und deren Erfolg zu erleben. Aber weder in der Zeit nach dem Krieg, als Stalin ihn 1949 zum Friedenskongress nach New York schickt, noch in der "Tauwetter-Periode" der Ära Chruschtschow endet die Ungewissheit über die Winkelzüge der Macht.

Trotz der politischen Thematik steht das berührende Schicksal des berühmten Musikers im Mittelpunkt. Ein großer Gewinn für die kultur- und zeitgeschichtlich interessierten Leser.

Rezensent: Rüdiger Sareika


Personen: Barnes, Julian

Schlagwörter: Kunst Widerstand UdSSR

Barnes, Julian:
Der Lärm der Zeit : Roman / Julian Barnes. Dt. von Gertraude Krueger. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2016. - 244 S. ; 20 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-462-04888-9 geb. : EUR 20.00

Zugangsnummer: 2014/4638
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Bar - Buch