Köhlmeier, Michael
Der Mann, der Verlorenes wiederfindet Novelle
Buch

Der heilige Antonius liegt im Sterben. Halluzinierend wird er mit seinem Leben und seinem Glaubenszweifel konfrontiert.


Rezension

Der Wanderprediger und Mönch Antonius liegt sterbend auf dem Platz vor dem Kloster im italienischen Arcella und 3000 Gläubige haben sich eingefunden in Erwartung eines Wunders. Die Menschen halten ehrfürchtig Abstand, während der Fieberkranke der sengenden Sonne und seinen Halluzinationen, die sein Leben vor ihm ausbreiten, ausgeliefert ist. Ehe es Morgen wird, ist er verstorben und ein Rabe sitzt auf seiner Brust. Eine archaische Erzählung, mit Zügen einer Legende, versehen mit einer Fülle von Zitaten, meistens aus der Bibel, und verfasst in einem ruhigen, erhaben feierlichen Erzählstil: Ein Chronist berichtet neun Monate nach dem Tod des Antonius, Augenzeugen kommen zu Wort, eine Predigt wird zitiert, es wird aus der Innensicht des Sterbenden erzählt. In der Zusammenschau gibt der Autor einen Einblick in das Leben eines gläubigen Menschen, der auch ein Zweifelnder und Fragender und somit dem modernen Menschen nahe ist.

Die inhaltlich eindrückliche und sprachlich brillante Erzählung bietet viele Gesprächsanlässe.

Rezensent: Ursula Führer


Personen: Köhlmeier, Michael

Schlagwörter: Heilige Sterben Gottesbeziehung Demut

Köhlmeier, Michael:
Der Mann, der Verlorenes wiederfindet : Novelle / Michael Köhlmeier. - München : Hanser, 2017. - 156 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-446-25645-3 geb. : EUR 20.00

Zugangsnummer: 2014/4979
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Köh - Buch