Wer verstehen will, was seit 1989 in Ostdeutschland falsch gemacht wurde, muss dieses Buch lesen. Brillant und klar.
Rezension
Daniela Dahn ist seit Jahren als kenntnisreiche Kritikerin der innerdeutschen Lügenmärchen und Beschönigungen bekannt. In jedem ihrer Bücher trägt sie faktenreich und unbestechlich zur Geschichtsschreibung der deutschen Einheit bei, wobei sie konsequent die ostdeutsche Perspektive wahrt und es wagt, die DDR und ihre Errungenschaften differenziert ins Bild zu rücken. Hier schreibt und wütet keine, die nur polemisch aufräumt. Das könnte sich Rowohlt vermutlich auch nicht leisten. Hier kommt im Gegenteil eine zu Wort, die tatsächlich über das antifaschistische Erbe der DDR Bescheid weiß und in aller Klarheit die Vorgänge der Zerstörung dieser Tradition nach 1989 nachzeichnet. Für ostdeutsche Leserinnen, die ihre Zivilcourage nicht für die deutsche Einheit eingesetzt sehen wollten und bis heute in kritischer Distanz zum "neuen Vaterland" geblieben sind, kommen bei der Lektüre schmerzhafte Erinnerungen hoch. Was war alles los zwischen dem 9.10.1989 und 3.10.1990? Was ging verloren?
Im Erinnerungsjahr eine lohnende Lektüre. Denkbar für Gesprächskreise, Podiengespräche oder eine Veranstaltung anlässlich des Jubiläums der "Vereinigung".Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Dahn, Daniela
Dahn, Daniela:
Der Schnee von gestern ist die Sintflut von heute : Die Einheit - eine Abrechnung / Daniela Dahn. - 3. Aufl. - Hamburg : Rowohlt, 2019. - 286 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-499-00104-8 kt. : EUR 14.00
Soziologie, soziale Fragen - Signatur: Sb Dah - Buch