Frauenleben im Syrien vor Beginn des Krieges: die reiche bürgerliche Hanan und ihr Dienstmädchen Alia verbindet mehr als ein Arbeitsverhältnis.
Rezension
Zu Beginn dieses fesselnden Buches entdeckt die reiche Hanan ihr Dienstmädchen nackt im Schlafzimmer ihres Ehemanns. Wütend und entsetzt wirft sie das Mädchen noch in der Nacht hinaus. Das ganze Ausmaß ihrer Wut und Verzweiflung enthüllt sich aber erst langsam, denn die Dienerin war auch ihre heimliche Geliebte und sie vermißt sie schon in dieser Nacht. Abwechselnd aus der Perspektive der jungen Alia, die mit 10 Jahren an die reiche Familie verkauft wurde, und aus der Sicht von Hanan, die in eine Ehe mit ihrem Cousin gezwungen wurde, erzählt die aus Syrien geflohene Journalistin und Autorin vom Leben der Frauen, das in beiden sozialen Schichten Abhängigkeit und sexuelle Übergriffe beinhaltet. Das Verhältnis von Herrin und Dienerin erhält durch die erotische Beziehung eine neue Komponente, die neben Momenten des Glücks auch Machtgefühle und neue Abhängigkeiten hervorrufen. Am Schluss irrt Hanan mit dem Auto durch die Vorstadt und sucht Alia.
Ein Einblick in die Geschlechterverhältnisse im vorrevolutionären Syrien, auch für Lesekreise empfehlenswert.Rezensent: Gabriele Kassenbrock
Personen: Yazbek, Samar
Yazbek, Samar:
Die Fremde im Spiegel : Roman / Samar Yazbek. Dt. von Larissa Bender. - München : Nagel & Kimche, 2014. - 155 S. ; 21 cm. - Aus d. Arab.
ISBN 978-3-312-00632-8 geb. : EUR 17.90
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