Chudori, Leila
Die letzte Nacht Kurzgeschichten
Buch

Spannender Dialog zwischen Tradition und Moderne aus der Sicht einer jungen Indonesierin


Rezension

Leila Chudori gehört zu den literarisch innovativen AutorInnen Indonesiens. Sie schreibt aus weiblicher Perspektive in provokativer Offenheit, auch geprägt durch ihr Politikstudium in Kanada. Sie ist ein Kind dieser Welt und verbindet die Vielfalt ihrer Erfahrungen in diesen ebenso vielfältigen wie sehr verschiedenartigen Kurzgeschichten. So vermittelt zum Beispiel Sita, eine ihrer Titelheldinnen, die große Spannung zwischen den kulturprägenden indonesischen Epen und Mythen und dem Leben einer modernen jungen Frau im heutigen Indonesien. Leila schreibt sensibel und reflektiert und geht dabei erzählerisch originelle Wege. So auch mit Adila, der Tochter einer dominanten Mutter: Zur Überwindung der mütterlichen Autorität verwebt sie (wie die Autorin selbst?) ihr eigenes Erleben mit Romanwelten von D. H. Lawrence und J. Joyce, und deren Figuren werden - als Fiktion in der Fiktion - ihre lebendigen Partner und Ratgeber. Ganz anders hingegen die Titelgeschichte der Sammlung. Hier geht es nicht etwa um ein erotisches Abenteuer, sondern vielmehr um die letzte Nacht einer Gruppe oppositioneller Studenten von ihrer Hinrichtung, als bewegendes Zeugnis der jüngsten politischen Geschichte dieses Landes.

Leilas 1993 erschienene Geschichten sind nicht vor dem Einschlafen zu lesen, dafür sind sie viel zu bewegend, auch zu unkonventionell und vielleicht sogar irritierend. Aber gerade deshalb eröffnen sie einen interessanten Dialog zwischen Tradition und Moderne.

Rezensent: Beate Carle


Personen: Chudori, Leila

Schlagwörter: Frau Politik Selbstbestimmung Indonesien

Chudori, Leila:
Die letzte Nacht : Kurzgeschichten / Leila Chudori. Dt. von Beate Carle. - Berlin : Horlemann. - 206 S ; 20 cm. - Aus d. Indones.
ISBN 978-3-927905-81-8 kt. : EUR 7.00

Zugangsnummer: 2014/2351
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch