Das Bild einer beeindruckenden Frau im Niemandsland zwischen Tradition und Erneuerung, zwischen Mystizismus und Realität.
Rezension
Rikkat, eine berühmte türkische Kalligraphin, beginnt mit dem Bericht über ihren eigenen Tod, bevor sie über ihr Leben als Kalligraphin erzählt. Eines Lebens, als einzige Frau unter den altehrwürdigen, dienstbaren Protokollanten des Gottesworts, in Zeiten des Umbruchs, während Atatürk die Türkei modernisiert, mit dem Islam bricht, die arabische Schrift abschafft und die traditionelle Kalligraphie ihrer Glorie beraubt. Eines Lebens, gekennzeichnet von Trennungen und von Verlusten, manche ersehnt und viele schmerzhaft. Wenn Männer gehen, der Sohn sie verlässt, findet Rikkat Trost und Kraft im Schreiben, im sorgsamen Umgang mit Feder und Tinte, im sanften Streichen der Fingerspitze über endlose Arabesken auf feinstem Papier.
Ghata schreibt eine blumenreiche und poetische Sprache, die zunächst befremdlich wirkt, dann aber neugierig macht, sich der Welt des Islam abseits vom politischen Alltag einmal aus der Sicht der Kunst zu nähern. Ein lesenswertes und Völker verbindendes kleines Buch.Rezensent: Christine Stockstrom 11.04.07
Personen: Ghata, Yasmine
Ghata, Yasmine:
Die Nacht der Kalligraphen : Roman / Yasmine Ghata. Dt. von Andrea Spingler. - 1. Aufl. - Zürich : Ammann, 2007. - 153 S. ; 21 cm. - Aus d. Franz.
ISBN 978-3-250-60086-2 geb. : EUR 17.90
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