Vordergründig ein Kriminalroman, zeichnet der Text ein Gesellschaftsbild des heutigen Frankreichs.
Rezension
Marc Rappaport, der Protagonist des Romans, ist investigativer Journalist und berichtet über einen 27 Jahre zurückliegenden Prostituiertenmord, der nun durch DNA-Abgleich gelöst sein soll. Zunächst ist ihm der Fall nur wenige Zeilen wert, doch er entwickelt Interesse an der Vita der Ermordeten; einer jungen Frau, die mit 18 Jahren aus der Enge ihrer Industriekleinstadt nach Paris in die Metropole floh - zunächst zum Studium, doch dann landet sie in der Prostitution. Immer wenn sich der Fall zu lichten beginnt, geraten die wahren Beweggründe der Tat in ein ganz anderes Licht. Rappaport stößt auf einen der größten Chemieskandale des Landes (und dies sei zu 99% keine Fiktion, so die Autorin), auf die Verstrickungen zwischen Wirtschaft, Geld und Politik und selbst das ist noch nicht des Rätsels Lösungà Lustiger erzählt die Geschichte eines heutigen Frankreichs, in dem Teile der Gesellschaft nicht mehr den Glauben an die Möglichkeit einer individuellen Selbstverwirklichung haben; in dem der Mangel an Chancen als neue Armut empfunden wird und die Bereitschaft zur Gewalt in der Gesellschaft steigt.
Für gesellschaftspolitisch interessierte LeserInnen besonders geeignet; kein "Krimi-Futter", gut auch an männl. Publikum zu vermitteln.Rezensent: Christiane Spary
Personen: Lustiger, Gila
Lustiger, Gila:
Die Schuld der Anderen : Roman / Gila Lustiger. - Berlin : Berlin Verl., 2015. - 493 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-8270-1227-2 geb. : EUR 22.99
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