Weigandt, Artur
Die Verräter
Buch

Der Versuch, Erinnerungen zu sortieren und Verwandte zu verstehen, wenn man sich im Krieg auf einer Seite wiederfindet.


Rezension

Die Familienverhältnisse des Journalisten Artur Weigandt sind so unübersichtlich wie gewöhnlich, dort, wo er herkommt. Er ist der Enkel von Russlanddeutschen, die kein Deutsch sprachen. Seine andere Großmutter war Belarussin, sprach Russisch.  Sein Großvater Ukrainer, der kein Ukrainisch konnte. Geboren ist Weigandt 1994 in einem Dorf in der kasachischen Steppe, wenig später kam er mit seinen Eltern nach Deutschland, ins Emsland, 6000 Kilometer entfernt - eine postsowjetische Biografie. Die Ukraine kennt er nur aus dem Urlaub, aber er hat Verwandte dort und auch in Kasachstan und Russland. Seit dem 24. Februar 2022 trennt der Krieg Freund und Feind, er trennt Familien. Artur Weigandt fragt sich in seinem literarischen Essay, wer wo und warum steht und wohin er selbst gehört. Identität ist von ungeheurer Bedeutung und doch so unklar wie nie. Weigandt erzählt - durchaus mit dem Pathos des Krieges - von dem Dorf, aus dem er stammt, und von den Menschen, die es verließen oder die blieben. Wer sind nun "Die Verräter"? Wohl alle, auch die, die das Richtige wollen und jetzt ratlos sind. Ratlos bleibt auch die Leserin. Aber: Gutes Buch!

Für alle, die kein dickes Buch lesen wollen, aber noch Interesse für die Lage in der Ukraine aufbringen.

Rezensent: Anne Buhrfeind


Personen: Weigandt, Artur

Schlagwörter: Politik Krieg Ukraine Osteuropa

Weigandt, Artur:
Die Verräter / Artur Weigandt. - München : Hanser Berlin, 2023. - 153 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-446-27590-4 geb. : EUR 22.00

Zugangsnummer: 2015/2856
Buch