Zschokke, Matthias
Der Mann mit den zwei Augen Roman
Buch

Ein unscheinbarer Mann, der sein Leben ohne große Emotionen und soziale Kontakte gelebt hat, findet einen Neuanfang.


Rezension

Der Erzähler, der "Mann mit den zwei Augen", ist ein völlig unauffälliger Typ, der aussieht wie jedermann. Der Selbstmord seiner Lebensgefährtin wirft ihn aus seinen ruhigen Bahnen. In einer lakonischen, emotionslosen Sprache spricht er von sich als "Empfindungsalbino". Dennoch spürt er die Lücke, die die Frau hinterlassen hat, die er, wie er erst rückwirkend erkennt, geliebt hat. Gesprochen haben die beiden selten miteinander, obwohl sie jahrzehntelang in einer Wohnung miteinander lebten. Es genügte, manchmal nebeneinander "am Fenster zu stehen, ganz ruhig, wie man neben einem Hund steht, zu dem man Vertrauen gefasst hat", und nach draußen zu schauen - im Rückblick erscheinen ihm diese Momente als vollkommen glücklich. Er verlässt die Stadt, in der er jahrzehntelang gelebt und alles verloren hat (Frau, Katze, Job, Wohnung), und zieht in eine Kleinstadt, wo er bei der Bordellwirtin Rosaura wieder einen Platz im Leben findet. Ausgezeichnet mit dem Eidgenössischen Literaturpreis 2013. Für sein literarisches Gesamtwerk wurde Matthias Zschokke mit dem Großen Literaturpreis von Stadt und Kanton Bern 2014 ausgezeichnet.

Die preisgekrönte Geschichte über einen Menschen mit fehlenden sozialen Bindungen ist sehr bildungsbefrachtet und seziert erbarmungslos unsere Gesellschaft.

Rezensent: Ileana Beckmann


Personen: Zschokke, Matthias

Schlagwörter: Einsamkeit Beziehungen

Zschokke, Matthias:
Der Mann mit den zwei Augen : Roman / Matthias Zschokke. - Göttingen : Wallstein, 2012. - 244 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-8353-1111-4 geb. : EUR 19.90

Zugangsnummer: 2014/0801
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch