Ein autobiographischer Roman über das Leben einer Frau in der heutigen islamischen Republik Iran.
Rezension
Es gibt verschiedene Wege sich das Leben zu nehmen. Eine Möglichkeit wäre die Reistablette, eine pestizidgetränkte Pastille, die angeblich schmerzfrei und augenblicklich den Tod herbeiführt. Aber da sind die Tochter, der Bruder und die Eltern und auch die eigenen Zweifel, ob man wirklich ein Ende setzen soll. Mojgan, die Ich-Erzählerin hat Madjid geheiratet, einen Mann, der sie über Jahre körperlich und seelisch misshandelt. Ihren Beruf als Filmemacherin darf sie nicht ausüben, er verbietet ihr Bücher zu lesen und verbrennt sie öffentlich. Als sie ihr Schicksal nicht mehr erträgt, reicht sie die Scheidung ein und kehrt mit ihrer Tochter zurück zu ihren Eltern nach Teheran. Es folgen ein jahrelanger zermürbender Prozess frauenfeindlicher Gerichtsverhandlungen, die Kontrolle der allgegenwärtigen Moralpolizei wegen "unzüchtiger" Kleidung, die Beobachtung und Denunziation der Nachbarn und desillusionierende Liebesbeziehungen. Dieser unerträgliche Zustand rauben ihr allen Lebensmut. Unter dem Vorwand ihre Filmkarriere fortzusetzen verlässt sie ihr Elternhaus und zieht in ein Häuschen am Kaspischen Meer und plant ihren Selbstmord.- In die Handlung des Buches fließen traumatische Kindheitserfahrungen (Irak-Iran-Krieg 1980-1988), gesellschaftspolitische Ereignisse, ihre Verhaftung bei einer Demonstration und religiöse Ideologien mit ein, und führen so die LeserIn an die iranische Gegenwart heran, die gerade junge moderne Frauen im heutigen Iran vor eine permanente innere Zerreißprobe stellen. Der Roman ist ein erschütternder Bericht über die Lebenssituation von Frauen in einem Land, das der westlichen Welt in seiner Politik, Kultur und Religion nach wie vor sehr fremd ist und insbesondere LeserInnen nicht unberührt lässt.
Ein wichtiges Buch zur Begegnung mit einer fremden Kultur, ganz gegenwärtig und aktuell. Besonders für Literaturkreise und Diskussionsforen empfohlen.Rezensent: Sophie Jünemann
Personen: Ataollahi, Mojgan
Ataollahi, Mojgan:
Ein leichter Tod : Roman / Mojgan Ataollahi. Dt. von Susanne Baghestani. - Wien : Residenz, 2015. - 181 S. ; 21 cm. - Aus d. Pers.
ISBN 978-3-7017-1665-4 geb. : EUR 17.90
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