Hein, Christoph
Ein Wort allein für Amalia
Buch

In einem anrührenden, fiktiven Brief berichtet Lessings Tochter über die letzten Krankheitstage ihres Stiefvaters.


Rezension

Nach dem frühen Tod der Mutter hat Amalia für den alternden Lessing (1729 - 1781) in Wolfenbüttel den Haushalt geführt und sein großes Vertrauen gewonnen. Christoph Hein konstruiert aus den von ihm schon seit langer Zeit studierten Quellen zu Lessing einen Brief, den "Malchen" 60 Jahre nach dem Tod des Vaters an die Tochter Alexander Davesons, einem Jugendfreund Lessings, geschrieben haben könnte. Hein lässt die sechszehnjährige einen selbstironischen, humorvollen, aber auch mit sich und der Welt grantelnden Literaten beschreiben, dem trotz seiner Krankheit bis zum Schluss die Aufklärung ein Herzens- und Verstandesanliegen war. Mit seinem "Nathan der Weise" hatte er schon die drei Abrahams-Religionen zur gegenseitigen Anerkennung verpflichtet. Vor seinem Tod kreisen seine Gedanken immer wieder um das nie vollendete Stück über Al Hafi, den Begründer des Zoroastrismus, mit dem er eine ganz neue Dimension des interreligiösen Dialogs für sein Programm der Aufklärung erschließen wollte.

Eine behutsame Annäherung an eine ganz besondere Vater-Tochter-Beziehung und an die Grundlagen diskursiven Denkens in der Gegenwart.

Rezensent: Rüdiger Sareika


Personen: Hein, Christoph

Schlagwörter: Religion Alter Generationen Aufklärung

Hein, Christoph:
Ein Wort allein für Amalia / Christoph Hein. Ill. von Rotraut Susanne Berner. - Berlin : Insel, 2020. - 85 S. : Ill. ; 19 cm. - (Insel-bücherei Nr. 1479)
ISBN 978-3-458-19479-8 geb. : EUR 14.00

Zugangsnummer: 2014/8971
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Hei - Buch