Nachkriegszeit im hintersten Winkel des Bayerischen Waldes: Afra und ihr kleiner Sohn werden brutal ermordet. Vom Vater?
Rezension
Finsterau klingt nicht zufällig wie Schenkels erfolgreiche Vorgänger "Tannöd" und "Kalteis" - die Konstruktion ist identisch: Krimi, folkloristisch-historisches Lokalkolorit, Collagetechnik. Die Spannung, wer tatsächlich der Mörder war, rückt in den Hintergrund vor der feinen psychologischen Zeichnung, mit der Afra und insbesondere ihr Vater vor dem inneren Auge der Leserin entstehen. Dieser sperrige, wortkarge Häusler und tiefgläubige Katholik hatte es gewagt, ausgerechnet in der Kirche gegen die Nazis aufzubegehren. Er kommt 1944 zurück aus der Haft, seine störrische Tochter kehrt schwanger heim in die ärmliche Hütte. Er wird wieder verhaftet - als Mörder seiner Tochter. Schenkel montiert Zeugenaussagen und Rückblenden sprachlich und stilistisch auf hohem Niveau zu einem feinen Genrebild auf knappen 125 Seiten. Wen es nicht stört, ein "Tannöd-reloaded" zu lesen, wird große Freude an diesem gelungenen Stück Kriminalliteratur haben.
Für Genre-Krimifans zum Verschlingen gerne empfohlen.Rezensent: Katharina Katz
Personen: Schenkel, Andrea Maria
Schenkel, Andrea Maria:
Finsterau : Kriminalroman / Andrea Maria Schenkel. - Hamburg : Hoffmann & Campe, 2012. - 124 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-455-40381-7 geb. : EUR 16.99
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