Treichel, Hans-Ulrich
Frühe Störung Roman
Buch

Trotz einer Therapie kann sich ein Mann auch nach dem Tod der Mutter nicht aus der symbiotischen Beziehung zu ihr lösen.


Rezension

Franz, ein Mann mittleren Alters, hat gerade eine jahrelange Psychoanalyse beendet, das Mutter-Rufen in seinem Kopf ist verstummt, dafür hört er nun, wie in der Kindheit, die Stimme der Mutter, die nach ihm ruft. Auch der Tod der Mutter beendet nicht die Symbiose. In einem nicht enden wollenden Monolog versucht sich Franz seines Mutterkomplexes zu entledigen und sich seiner selbst zu vergewissern. Er befindet sich in einem Gedankenkarussell, springt assoziativ von einem Thema zum nächsten und kommt immer wieder auf die Mutter und seine Beziehung zu ihr zurück. Entworfen wird das Bild eines Mannes, der den Übergang in ein selbst verantwortetes Erwachsenenleben nicht geschafft hat. Die als Kind erlebte erdrückende Nähe der Mutter nimmt ihm immer noch die Luft. Hinzu kommen Schuldgefühle, weil er versucht hat, sich ihr zu entziehen. Das Kreisen um sich selbst, die Wiederholungen sind Merkmale der Störung, aber als stilistische Mittel sind sie am Ende auch ermüdend für den Leser.

Entwickelt wird das Psychogramm eines Mannes mit einem Mutterkomplex. Für Gesprächskreise eine Anregung zur Auseinandersetzung mit Kindheitserfahrungen und deren Auswirkungen.

Rezensent: Ursula Führer


Personen: Treichel, Hans-Ulrich

Schlagwörter: Therapie Schuldgefühle Mutterkomplex

Treichel, Hans-Ulrich:
Frühe Störung : Roman / Hans-Ulrich Treichel. - Berlin : Suhrkamp, 2014. - 188 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-518-42422-3 geb. : EUR 18.95

Zugangsnummer: 2014/0084
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch