Biographie einer Mutter.
Rezension
"Die Tochter" führt als Ich-Erzählerin souverän, aus distanzierter Perspektive durch das Leben der Mutter, rollt deren Vergangenheit auf, erklärt und relativiert. Die Mutter, hochbegabt, wird als Wunderkind mit dem Auftrag geboren, das Lebenswerk des Großvaters, unwidersprochen, fortzusetzen, zu vergrößern und die mondäne Welt in die Kleinstadt zu holen. Sie realisiert dessen Wünsche mit leichter Selbstverständlichkeit. Jedes in ihr schlummernde Talent wird extrem - mit Erfolg - gefördert, trainiert, fast dressiert. Die Mutter, deren Vornamen der Leser nie erfährt, erreicht mit Intelligenz und Disziplin Erfolge, sammelt "Pokale für die Regale", nährt damit den unbändigen Stolz des Großvaters, bestätigt dessen Einschätzung. Sie wird dabei jedoch der Kindheit entfremdet, fühlt sich im Kreise der Altersgenossen als Exot, identifiziert sich mit der Welt der Erwachsenen. Es grenzt daher fast an ein Wunder, dass sie sich auf eine gemeinsame Zukunft mit Anton einläßt, dem Mann an ihrer Seite, dem Vater ihrer Tochter. Die "Wucht der Liebe" aber, erfährt sie völlig überraschend, mit ungeheurer Intensität, an unvermuteter Stelle.
Wortgewaltiges, episch dichtes Debüt von eigenartiger Faszination. Empfehlenswerte Ablenkung für alle (Patienten-) Büchereien. Interessant-fesselnde Lebensdarstellung mit klarer, psychologischer Interpretation.Rezensent: Brigitta Morgenstern
Personen: Stricker, Sarah
Stricker, Sarah:
Fünf Kopeken : Roman / Sarah Stricker. - Köln : Eichborn, 2013. - 506 S. ; 23 cm
ISBN 978-3-8479-0535-6 geb. : EUR 19.99
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch