Pluhar, Erika
Gegenüber Roman
Buch

Lebensbetrachtungen und Gespräche: Vergangenheit haben zählt genauso wie Zukunft haben, erklärt die Junge der 80-Jährigen.


Rezension

Henriette ist 80, lebt zurückgezogen und gern allein. Gedanken und Emotionen einer alten Frau zum Leben, zum welken Körper, zum Patensohn - lesens- und nachdenkenswert? Ja, "aus löblichen Plänen ein gutes Buch zu destillieren" - das ist der Pluhar hier gelungen, durch einen nuancierten Erzähl- und kunstfertigen Sprachstil. Durch Schwächeanfälle kommt die Ich-Erzählerin, zunächst widerstrebend, in Kontakt mit der hilfsbereiten Nachbarin Linda, 37 Jahre. Nach und nach entwickeln sich tiefergehende Gespräche. Bereitschaft wächst, Erinnertes zu erzählen: von jüdischer Emigration, Glauben, Nazi-Vorfahren und vor allem Henriettes Vergangenheit als Cutterin, Motive für ihre Liebe zu Film, Partner und zu ihrem Patensohn Maloud, den sie vor 30 Jahren beim Dreh in Algerien kennenlernte, seither für ihn sorgt, und der in Flüchtlingscamps der Westsahara arbeitet. Die Gespräche verändern beide. Linda überdenkt ihr "Nur-Eheleben" und "das Wissen, das in einem schläft", die distanzierte Dame wird offener.

Ein sich langsam entwickelnder Stoff mit detailreichen Alltags- , Selbst- und Lebensbetrachtungen. Empfohlen für ein reiferes Leserinnenpublikum. Schriftgröße sehr gut!

Rezensent: Delia Ehrenheim-Schmidt


Personen: Pluhar, Erika

Schlagwörter: Freundschaft Frau Alter Generationen

Pluhar, Erika:
Gegenüber : Roman / Erika Pluhar. - Wien : Residenz, 2016. - 337 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-7017-1674-6 geb. : EUR 24.00

Zugangsnummer: 2014/3889
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Plu - Buch