Bouraoui, Nina
Geiseln Roman
Buch

Eine pflichttreue, starke Frau verweigert sich und nimmt Rache!


Rezension

Die Ich-Erzählerin Sylvie Meyer hat bisher ein unbescholtenes Leben geführt. Sie ist Vorarbeiterin in einem Unternehmen. Nachdem ihr Mann sie verlassen hat, kümmert sie sich allein und gewissenhaft um ihre beiden Kinder, gleichzeitig ist sie eine zuverlässige Arbeiterin. Als ihr Chef von ihr verlangt, ihre Arbeiterinnen zu bespitzeln, rebelliert sie zum ersten Mal. In einer Kurzschlussreaktion nimmt sie ihren Chef als Geisel und bedroht ihn während einer ganzen Nacht mit einem Messer, um ihn am Ende aber ungeschoren wieder freizusetzen. Am nächsten Morgen wird sie von der Polizei abgeführt. Die französische Autorin führt uns ihre Protagonistin in einem äußerst spannenden Monolog vor. In diesem erfahren wir ihren bruchstückhaften Lebenslauf, in dem nicht nur deutlich wird, wie tief sie der Weggang ihres Mannes verletzt hat. Gleichzeitig umkreisen ihre Erinnerungen ein belastendes Geheimnis ihrer Jugendzeit, über das sie sich bisher niemals Rechenschaft abgelegt hat.

In eindringlichem, knappen Sprachstil bricht eine Lebenslüge auf, und eine Festnahme führt paradoxerweise zu innerer Befreiung. Spannung vom Anfang bis zum Ende!

Rezensent: Barbara von Korff-Schmising


Personen: Bouraoui, Nina Rouanet, Nathalie

Schlagwörter: Gewalt Befreiung Leidensfähigkeit

Bouraoui, Nina:
Geiseln : Roman / Nina Bouraoui. Dt. von Nathalie Rouanet. - Zürich : Elster & Salis, 2021. - 125 S. ; 23 cm. - Aus d. Franz.
ISBN 978-3-906903-16-3 geb. : EUR 19.00

Zugangsnummer: 2015/0770
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Bou - Buch