Wall, Dimitrij
Gott will uns tot sehen Roman
Buch

Ein junger Aussiedler versucht emotional und ökonomisch im Leben Fuß zu fassen.


Rezension

Das Leben des traurig-hoffnungsvollen Ich-Erzählers ist erheblich deckungsgleich mit der Biographie des Autors (Jahrgang 1986), wie dieser selbst bestätigt. So ist sein Erstling eher ein Tagebuch der Jahre 2005-2009. Aufgewachsen hinter dem Ural hat er es in Osnabrück schwer. Auf die Hauptschule folgen unterbezahlte Aushilfstätigkeiten, deren präzise Beschreibung an Wallraffs "Ganz unten" (1985) erinnert. Neben den beruflichen Problemen, die mit einer Ausbildung in einem Handyladen nicht weniger werden, hat er, traumatisiert vom Tod der Mutter, Dauerstress mit Familie und Freundinnen. Diesen kompensiert er mit dem fast pausenlosen Konsum von Alkohol und Drogen. Seinem offensichtlichen Vorbild Charles Bukowski folgend gibt der Autor dies in drastischer Sprache wieder. Auch sexuelle Erlebnisse werden fast pornographisch geschildert. Zudem spürt man die im Titel formulierte, wenig christliche Grundhaltung. Trotzdem ist es ein Buch mit Qualitäten, das von seiner großen Authentizität lebt.

Die Zielgruppe ist eher eng, so dass keine breite Empfehlung ausgesprochen werden kann. Als literarische "Einstiegsdroge" für junge, männliche, bildungsferne Wenigleser denkbar.

Rezensent: Tobias Behnen


Personen: Wall, Dimitrij

Schlagwörter: Drogen Aussiedler Fabrikarbeit Prekariat

Wall, Dimitrij:
Gott will uns tot sehen : Roman / Dimitrij Wall. - Köln : Eichborn, 2015. - 223 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-8479-0586-8 geb. : EUR 16.99

Zugangsnummer: 2014/1933
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch