Eine "Education sentimentale" voller Verluste und Abstürze in leichtem, amüsantem Tonfall.
Rezension
Den Rahmen dieser schillernden Lebenserzählung Bouilliers bilden zwei fehlgeschlagene Selbstmordversuche seiner Mutter. Ein Sprung aus dem Fenster im fünften Stock soll sie töten. Beim ersten Mal ist Grégoire sieben Jahre alt und gibt sich selbst die Schuld, weil er seiner Mutter auf ihre Frage, ob er glaube, dass sie ihn liebe, geantwortet hat: "Vielleicht...ein bisschen zu sehr." Im letzten Moment verhindert der Vater das Unglück. Das Kind verweigert danach lange das Sprechen. Beim zweiten Mal, Grégoire ist jetzt erwachsen, doch ebenso erschüttert, stürzt seine Mutter sich tatsächlich in die Tiefe. Wie durch ein Wunder überlebt sie fast unverletzt. Dies sind zwei Episoden aus einem ruhelosen Leben, aus dem ironisch-distanziert und geschliffen formuliert in lockeren Rückblenden erzählt wird: Eine wenig geborgene Kindheit, das ambivalente Verhältnis zum schwulen Bruder, eigene sexuelle Begierden, schwierige Liebesbeziehungen, ein Nervenzusammenbruch.
Eine Lebensschilderung, deren Ich-Figur sich nie zu wichtig nimmt. Selbst über dramatische Ereignisse, persönliche Verletzungen wird mit Leichtigkeit und ohne Larmoyanz berichtet.Rezensent: Dr. Lotte Husung
Personen: Bouillier, Gregoire
Bouillier, Gregoire:
Ich über mich / Gregoire Bouillier. Dt. von Oliver Ilan Schulz. - 1. Aufl. - München : Nagel & Kimche, 2010. - 159 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-312-00450-8 geb. : EUR 15.90
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