Timm, Uwe
Ikarien Roman
Buch

Spurensuche nach den Anfängen und den späteren Verstrickungen rassenhygienischer Forschung im Nationalsozialismus.


Rezension

Der amerikanische Offizier Michael Hansen erhält bei Kriegsende den Auftrag herauszufinden, ob noch Verbindungen zwischen Eugenikern in Deutschland und sozialistischen Gruppierungen in Amerika bestehen, wie beispielsweise der sozialistisch geprägten Gemeinschaft der Gleichen in Ikarien zu Beginn des Jahrhunderts. Ferner soll er ergründen, wie es von den frühen Ansätzen, die eine Verbesserung der gesellschaftlichen Zustände (beispielsweise durch Vermeidung erblich bedingter Krankheiten) zu jenen Exzessen der Rassenfanatiker kommen konnte. Aufschlüsse erhofft er sich von einem hochbetagten früheren Weggefährten des Eugenikers und Rassenhygienikers Alfred Ploetz. In vielen Gesprächen versucht Hansen von dem pazifistischen Dissidenten zu erfahren, wie es möglich sein konnte, dass ein Naturwissenschaftler der nationalsozialistischen Ideologie erlag. Abgründe tun sich auf. Schuld und Verstrickung, wo Gesinnungs- statt Verantwortungsethik Platz greift.

Ein materialreicher, sehr lesenswerter Roman, besonders geeignet für Literatur- und Gesprächskreise mit Fragestellungen, die bis in die Gegenwart von enormer Brisanz sind.

Rezensent: Halgard Kuhn


Personen: Timm, Uwe

Schlagwörter: Ethik Verantwortung Eugenik Rassenwahn

Timm, Uwe:
Ikarien : Roman / Uwe Timm. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2017. - 505 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-462-05048-6 geb. : EUR 24.00

Zugangsnummer: 2014/5050
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Tim - Buch