Mattheis, Philipp
In Dingeskirchen Geschichten vom Arsch der Welt
Buch

Die Pubertät in einem typischen Münchner Vorort, ohne McDonalds und ohne S-Bahn-Anschluss, verbringen zu müssen, war für den Autor (*1979) in den 90er-Jahren die Hölle.


Rezension

In mehr als 20 Kurzgeschichten erzählt Philipp Mattheis (Jahrgang 1979, Journalist bei der Süddeutschen Zeitung) in seinem Debüt Anekdoten von seiner Jugend in einem typischen Münchner Vorort in den 1990ern. Aus der Sicht des Pubertierenden war das ein Leben in der Ödnis, das durch keine Grausamkeit getoppt werden konnte. Der Grundtenor ist trotzdem meist heiter, z. B. wenn es ums Cow-Tipping geht, dem Versuch, eine lebende Kuh umzuschmeißen. Die Schilderung allerdings, wie die Sodomie-Versuche vom Huber Andi endeten, ist weniger erbaulich. Bei "Ein Marterl mehr" mischen sich tragische Klänge in das ironisch geschilderte Vorstadt-Idyll. Ein junger Bursche fährt von der Stadt in der Nacht nach Hause und verliert unter Alkoholeinfluss die Kontrolle über sein Auto. Trotz seiner "Abrechnung" mit den "kulturlosen Landeiern" spürt man die Wehmut des Autors und die Absicht, seinen Kindern zumindest das Gute aus dieser Zeit und von diesem Ort angedeihen zu lassen.

Jungen stadtflüchtigen Eltern und genervten Vorstadt-Pubertierenden auch außerhalb der Grenzen des weiß-blauen Freistaats als Lektüre empfohlen.

Rezensent: Martina Mattes


Personen: Mattheis, Philipp

Schlagwörter: Humor Erwachsenwerden Landleben

Mattheis, Philipp:
In Dingeskirchen : Geschichten vom Arsch der Welt / Philipp Mattheis. - Reinbek : Rowohlt Taschenbuch Verl., 2011. - 270 S. ; 18 cm. - (rororo : 62764)
ISBN 978-3-499-62764-4 kt. : EUR 8.99

Zugangsnummer: 0002/9638
Lebensbilder, Briefe und Tagebücher einzelner Personen - Buch