Dystopischer Roman über Mutterschaft und Erziehung
Rezension
Frida Liu hat einen schlechten Tag und lässt ihre Tochter Harriet zwei Stunden allein. Ihr Nachbar zeigt sie bei der Kinderschutzbehörde an - und für Frida beginnt eine neue Zeitrechnung: Tage, seit sie ihr Harriet weggenommen haben und Tage, seit sie ihre Tochter zum letzten Mal gesehen hat. Zusammen mit weiteren Müttern, vor allem Women of Color, kommt sie in das "Institut für gute Mütter". Aufopferungsvoll und empathisch, ohne eigene Bedürfnisse, dafür mit perfekten Sekunden-Umarmungen; mithilfe ihrer KI-Puppe Emmanuelle (und weiteren fragwürdigen Methoden) soll Frida dort lernen, eine gute Mutter zu sein. Antiquierte Rollenbilder, Empathielosigkeit und totalitäre Überwachung prägen das düstere Szenario. Weitere Themen wie Rassismus oder die Ungleichbehandlung der Väter werden als Meta-Ebene eingeflochten. Jessamine Chans Roman regt zum Nachdenken darüber an, was eine gute Mutter und gute Erziehung ausmacht und wozu Menschen fähig sind.
Leseempfehlung, ganz besonders für Fans von "Report der Magd" und "Orange is the new Black". Roman mit Pageturner- und Wutpotenzial.Rezensent: Sofie Fiebiger
Personen: Chan, Jessamine Hofert, Friederike
Chan, Jessamine:
Institut für gute Mütter : Roman / Jessamine Chan. Dt. von Friederike Hofert. - Berlin : Ullstein, 2023. - 426 S. ; 21 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-550-20133-2 geb. : EUR 22.99
Buch