Gedichte über das Fremdsein in dieser Welt, das Flüchtige des Daseins, das Fragwürdige in der Liebe.
Rezension
Einige der Gedichte der tscherkessischen Autorin Safiye Can fallen durch ihr besonderes Druckbild auf, sie sind Bild und Wort zugleich. Ausgeschnitten aus Zeitschriften in unterschiedlicher Typografie werden einzelne Worte und Satzfetzen neu arrangiert und in einen neuen Sinnzusammenhang gebracht. Das lyrische, sensible Ich ist immer präsent. Subjektive Empfindung verbindet sich mit scharfer Beobachtung und mündet im treffenden Wortspiel. Dabei entstehen eigenwillige Metaphern, die unsere Existenz schlaglichtartig erhellen. Der kleine Band schließt mit einem Langgedicht ab, das der Sammlung ihren Namen gibt. Darin formuliert Safiye Can ihr Weltbild von "Ihr" und "wir", von "hier" und "drüben", begnügt sich aber nicht mit den Eindrücken einer Fremden in einem fremden Land. In ihren Worten werden wir alle zu Fremden und Nomaden auf diesem Planeten. "Wir werden in diese Welt hineingeboren / und wir werden aus ihr heraussterben. Das ist kurz gesagt / die Zusammenfassung."
Dieser handliche, illustrierte Gedichtband wird auch ungeübte Lyrikleser ansprechen. Denn die Themen des existenziellen Zweifels in einer unzuverlässigen Welt sind vielen vertraut.Rezensent: Barbara von Korff-Schmising
Personen: Can, Safiye
Can, Safiye:
Kinder der verlorenen Gesellschaft : Gedichte / Safiye Can. - Göttingen : Wallstein, 2017. - 90 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-8353-3048-1 geb. : EUR 18.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Can - Buch