christine.liebl@dva.de Notate der Schriftstellerin und Malerin Sarah Kirsch (*16. April 1935) aus den Jahren 1985-87. Oder: Nachrichten über das Leben auf dem Lande.
Rezension
Wegen ihres Protestes gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns wurde Sarah Kirsch 1977 aus der SED und dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Sie zog in den Westen und lebt seit 1993 in Tielenhemme in Dithmarschen in einer "Elementarwelt aus Deich, Sonne, Nebel, Wolken..." zusammen mit "Il Compositore", dem Lebensgefährten, und Sohn Moritz. Szenen mit den schwangeren Schafsdamen, dem anhänglichen Esel Bilbo, dem hektischen Böckchen Igor und dem eigenwilligen Kater stehen neben Bildern von Natureinsamkeit, segelnden Wolken, balanchierenden Regentropfen, triefenden Nebellaken und Notaten von gelegentlichen "Remidemmi in Tielenhemmi", wenn Besuch kommt. Lesereisen sind wichtig (auch der "Knete" wegen) aber die Rückreise ist schöner, denn hinter dem Deich "bin ich sehr, sehr gern immerdar". Alltägliches, Persönliches, Arbeit im Garten und in der "Schreibstube" und Politisches (am Schluss) zeigen ein Leben im Einklang mit sich selbst und den Jahreszeiten und auch mit wachen Sinnen für das Geschehen außerhalb der ländlichen Welt. - Diese klugen Beobachtungen haben auch über das Jubiläumsjahr hinaus Bestand!
Der 75. Geburtstag der Autorin ist ein guter Anlass für eine Veranstaltung in der Bücherei. Empfohlen zusammen mit dem autobiografischen Bändchen "Kuckuckslichtnelken" (ISBN 978-3-86521-328-0).Rezensent: Irmgard Schmidt-Wieck
Personen: Kirsch, Sarah
Kirsch, Sarah:
Krähengeschwätz : Tagebuchaufzeichnungen / Sarah Kirsch. - Stuttgart : Dt. Verl.-Anst., 2010. - 176 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-421-04451-8 geb. : EUR 17.95
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