Im Gegensatz zu romantisierenden Darstellungen in den Medien erweist sich das deutsche Landleben als wenig attraktiv.
Rezension
Der Journalist (u.a. æWelt am Sonntagæ, æSternæ, æFocusæ), der von Berlin in ein Dorf in der Nähe von Bremen zog, steht den romantisierenden Darstellungen vom heutigen Landleben, wie sie etwa Zeitschriften (æLandLustæ) und Fernsehsendungen (æDer Bulle von Tölzæ u.a.) verbreiten, aus eigenen Erfahrungen kritisch gegenüber. Für ihn sind charakteristisch für die Provinz fehlende Bildungs-, Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten, Rückzug staatlicher und mittlerweile auch kirchlicher Institutionen, Verlust an Traditionen durch Kopieren städtischer Konsum- und Kulturangebote (z.B. modische Events mit viel Alkohol statt überlieferter Volksfeste). Die Abwanderung gebildeter junger Frauen führt dazu, dass auf dem Land viele gewaltbereite Männer übrig bleiben. Statt kultureller Aufgeschlossenheit dominieren engstirnige Vorurteile. Brüggemann berichtet nicht nur von eigenen Erfahrungen, sondern er arbeitet auch soziologische Analysen ein. Zudem integriert er einen ironischen Fortsetzungsroman.
Der flott geschriebene, gut recherchierte Band bietet eine gelegentlich etwas einseitige, aber durchaus ernsthafte Kritik an gängigen Verklärungen des Landlebens. Empfehlenswert.Rezensent: Peter Bräunlein
Personen: Brüggemann, Axel
Brüggemann, Axel:
Landfrust : Ein Blick in die deutsche Provinz / Axel Brüggemann. - 1. Aufl. - Reinbek : Kindler, 2011. - 268 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-463-40592-6 kt. : EUR 14.95
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