Eine Erkundung auf der Krim - in der Krise, aber vor dem Krieg.
Rezension
Ein Buch über die Krim, das muss ja polarisieren. Wer hat da Erkundigungen eingezogen, wer hat sich wo umgeschaut? Landolf Scherzer, in Dresden geboren, lebt in Thüringen und erzählt in Interviews, wie sein Buch in Ostdeutschland anders (und mehr!) gelesen wird, mehr Rezensionen bekommt als im Westen. An keiner Stelle rechtfertigt er Putins Angriff. Er veröffentlicht hier auch keine Reportage aus einem unterdrückten Land - aber aus einer Region, die zum Spielball mächtiger Interessen wurde. Die Menschen erzählen ihm, wie sich nach 2014 vieles verbesserte in ihrer Heimat, dass Straßen gebaut wurden, Häuser saniert. Sie erzählen, wie unter Gorbatschow der Weinanbau vernichtet wurde - im Kampf gegen den Alkoholismus. Und Scherzer berichtet von der Leidensgeschichte der Krimtataren. 200.000 wurden auf Befehl von Stalin deportiert, Zehntausende sind gestorben. Erst 1989 konnten die Überlebenden zurückkehren. Viele wollten nicht mit dem Reporter darüber reden - die Angst vor Terror und Krieg ist geblieben. Und die große Hoffnung, es möge Frieden bleibenà Das war 2019.
Für Leserinnen und Leser, die sich ein Bild machen wollen, durch die Arbeit eines Reporters, der vielleicht nicht unvoreingenommen ist, aber anders voreingenommenRezensent: Anne Buhrfeind
Personen: Scherzer, Landolf
Scherzer, Landolf:
Leben im Schatten der Stürme : Erkundungen auf der Krim / Landolf Scherzer. - Berlin : Aufbau, 2022. - 318 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-351-03978-3 geb. : EUR 22.00
Europa (einschl. asiatischer Teil Rußlands) - Signatur: Ed Scher - Buch