Abraham Lincoln folgt seinem verstorbenen Sohn in das unbekannte Territorium zwischen Diesseits und Jenseits.
Rezension
Dieser teilweise historische Fakten aufgreifende Roman über den trauernden Präsidenten, setzt sich aus vielen Stimmen zusammen. Der Autor hat zahlreiche, auch widersprüchliche Zitate verschiedener Zeitgenossen Lincolns zusammengetragen, um die historisch reale Atmosphäre im Weißen Haus, seine Feste und das Ehe- und Familienleben zu portraitieren. Ein ebenso vielstimmiger Chor erklingt aus einem metaphysischen Zwischenreich, eben dem "Bardo", in das hinein sich der verzweifelte Lincoln drängt, die Nähe des Sohnes suchend. Die toten, aber noch sprechenden Seelen blicken auf ihr vergangenes Leben und forschen zumeist vergeblich nach dessen Sinn und Ziel. Auf diese Weise entsteht ein Mosaik aus kleinen Textbausteinen, das den Alltag der Lebenden und die unbeantworteten Fragen der noch unerlösten Seelen - übrigens nicht ohne Humor - abbildet. Dennoch erwartet den Leser eine inhaltlich und formal schwierige Lektüre, die ein geduldiges Einlesen erfordert.
Der Roman bietet sich Lesern mit eigenständiger Kombinationsgabe an und der Bereitschaft, sich den Zweifeln an einem sinnvollen Leben und Tod zu stellen.Rezensent: Barbara von Korff-Schmising
Personen: Saunders, George
Saunders, George:
Lincoln im Bardo : Roman / George Saunders. Dt. von Frank Heibert. - München : Luchterhand, 2018. - 445 S. ; 22 cm. - Aus d. amerikan. Engl.
ISBN 978-3-630-87552-1 geb. : EUR 25.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Sau - Buch