Ebner, Julia
Massenradikalisierung Wie die Mitte Extremisten zum Opfer fällt
Buch

Wie bewegen sich extremistische Ideen von den radikalsten Rändern in die Mitte der Gesellschaft und wie kann man dagegen steuern.


Rezension

In den letzten zehn Jahren haben sich viele obskure und zunächst kleine, unbedeutende Bewegungen zu immer mächtigeren Akteuren entwickelt, die mit ihren rechtsradikalen und menschenverachtenden Hasskampagnen versuchen, einen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Wandel herbeizuführen. Die Extremismusforscherin Julia Ebner hat undercover verschiedene Gruppierungen (antifeministische Incels, Klimaleugner, White Live Matters, Coronaleugner, QAnon-Anhänger u.a.) besucht und zeigt, wie deren Netzwerke entstehen, sie alternative soziale Medien nutzen, Kampagnen führen und auch vor tödlicher Gewalt nicht zurückschrecken. Sie beschreibt Russlands Kampf gegen die freiheitliche Welt mit erfolgreichen Desinformationskampagnen. Eine hochspannende, eindringliche Lektüre, die angesichts der offen zur Schau gestellten Gewaltbereitschaft der Gruppierungen zugleich erschreckt und verstört. Am Ende zeigt Ebner Lösungsansätze, wie dieser Radikalisierung, Polarisierung und Gewaltbereitschaft entgegengesteuert werden kann. Ob das glücken wird, bleibt angesichts der Dynamik der Entwicklung offen.

Zum Verständnis des aktuellen Massenphänomens Radikalisierung ist dieser Titel unverzichtbar. In diesem Sinne breit empfohlen.

Rezensent: Wolfgang Vetter


Personen: Riesselmann, Kirsten Ebner, Julia

Schlagwörter: Gesellschaft Extremismus Radikalisierung

Ebner, Julia:
Massenradikalisierung : Wie die Mitte Extremisten zum Opfer fällt / Julia Ebner. Dt. von Kirsten Riesselmann. - Berlin : Suhrkamp, 2023. - 360 S. ; 22 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-518-47314-6 geb. : EUR 20.00

Zugangsnummer: 2015/2880
Zeitkritik und Zukunftsfragen - Signatur: Se Ebn - Buch