Horváth, Martin
Mein Name ist Judith Roman
Buch

»Reise durch Zeiten und Kontinente« mit Wesen aus Vergangenheit und Gegenwart: Auf Spuren jüdischen Lebens mit Heute-Vergleichen.


Rezension

Der Ich-Erzähler León, Wiener Schriftsteller, trauert um die schwangere Ehefrau und Tochter, die bei einem Terroranschlag umkamen. León nimmt plötzlich Judith wahr in seinen Räumen, ein zehnjähriges Mädchen, mit dem er sprechen kann. Sie lebte mit jüdischer Familie und den Geschwistern Max und Lena bis 1938, bis zur Trennung, bis zu einem Kindertransport nach Holland in seiner Wohnung, im Erdgeschoss die Buchhandlung von Vater und Opa. Erzählebenen und Zwischenwelten mischen sich: Hier Trauerleben, dort Erinnerung an Recherchebesuche bei Max und Lena 1999 in den USA mit Liebe zu MaxÆ Enkelin, die Judith heißt, wie die vergebens Gesuchte. Dann Schilderungen zum Haus im Dritten Reich und Gegenwarts-Parallelen zu verfolgten Asylbewerbern. "Mit jedem Menschen, den die Nazis ermordeten, starb auch ich. Sechs Millionen Mal", lässt León Max sagen und die Verzweiflung Jener spüren, die sich für ihr Überleben schuldig fühlten. Der Autor forschte mehrere Jahre in den USA zu österreichisch-jüdischen Emigranten. Faszinierend, hervorragend erzählt - und nicht ganz einfach.

Sprachlich anspruchsvolle Lektüre, die Gedanken auslöst, zu Verfolgten, zu Trauer und Verarbeitung. Sehr empfohlen.

Rezensent: Delia Ehrenheim-Schmidt


Personen: Horváth, Martin

Schlagwörter: Emigration Ausgrenzung Holocaust Fremdenhass

Horváth, Martin:
Mein Name ist Judith : Roman / Martin Horváth. - München : Penguin, 2019. - 363 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-328-60010-7 geb. : EUR 22.00

Zugangsnummer: 2014/7221
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Hor - Buch