Eine 15-jährige Schülerin und ihr Lehrer. Missbrauch? Liebe? Und wie steht Vanessa 17 Jahre später zu den Ereignissen?
Rezension
Russels Debüt-Roman ist alles andere als leicht zu ertragen. Schockierend sind die Szenen, in denen die 15-jährige Vanessa mit ihrem Englischlehrer Sex hat. Oder hat eigentlich nur er mit ihr seinen Spaß? 17 Jahre nach dieser Zeit muss sich die inzwischen erwachsene Ich-Erzählerin erneut mit dem Verhältnis zu ihrem Lehrer auseinandersetzen, als eine andere Schülerin mit Vorwürfen gegen ihn an die Öffentlichkeit geht. Beharrlich bleibt sie dabei, dass der Lehrer sie geliebt hat, dass sie es so gewollt hat, dass es kein Missbrauch gewesen ist. Vanessa weigert sich, die Rolle des Opfers zu spielen. Die Passagen, welche die 15-jährige Internatsschülerin zeigen, zeichnen hingegen ein anderes Bild. Detailliert beschreibt die Autorin, wie der Lehrer ein Narrativ entwirft und Vanessa programmiert. Wie er ein Vertrauensverhältnis aufbaut, Geborgenheit und Aufmerksamkeit schenkt, bis zur totalen Abhängigkeit. Ein differenzierter Blick auf die #MeToo-Bewegung. Sehr lesenswert.
Mit sorgsamer Begleitung kann der Roman eine gelungene Lektüre für den Konfi-Unterricht oder einen Gemeindeabend sein. Es geht um ein Thema, das uns alle betrifft.Rezensent: Wiebke Richter
Personen: Russell, Kate Elizabeth
Russell, Kate Elizabeth:
Meine dunkle Vanessa : Roman / Kate Elizabeth Russell. Dt. von Ulrike Thiesmeyer. - München : C. Bertelsmann, 2020. - 446 S. ; 22 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-570-10427-9 geb. : EUR 20.00
Erzählungen ab 13 Jahre - Signatur: Ju 3 Rus - Buch