Meine erste bunte Kinderbibel
Buch


Rezension

Zu den über 200 aktuell auf den Markt befindlichen Kinderbibeln ist eine weitere hinzugekommen. Sie enthält 20 AT- sowie 22 NT-Texte, die jeweils auf einer Seite (max.18 Zeilen) in einem kleinformatigen Buch untergebracht sind. Auf der dem Text gegenüberliegenden Seite befindet sich immer ein gezeichnetes farbiges Bild. Dem Buch sind einige Zeilen der Verfasserin und der Illustratorin vorangestellt, die die ausgewählten Texte als "Mutmachgeschichten" bezeichnen. Auf dem rückwärtigen Umschlag werden die "schönsten und wichtigsten Geschichten" als "leicht verständliche Texte" angekündigt. Es gibt unterschiedliche religionspädagogische Strömungen und entsprechende Zielsetzungen, die Textauswahl, sprachliche Gestaltung, Illustration, auch Altersangabe der Adressaten bestimmen. Bei der vorliegenden Ausgabe sucht man vergeblich nach einer diesbezüglichen Erklärung des Konzepts für erwachsene Leser/Käufer, Vorleser, Schenkende und auch lesende Kinder. Ebenso fehlt als Information für die (Vor-)Leser die Angabe der Textbibelstellen, um die aus dem Erzählzusammenhang gerissenen und rigoros gekürzten, quasi als Tatsachenberichte wiedergegebenen Inhalte einordnen und nachlesen zu können. Dabei ist für die Herausgeberinnen scheinbar unerheblich, ob es sich bei diesen literarischen Texten z.B. um Schöpfungsmythen, Errettungswunder des AT, israelische Historie und Prophetie oder um Gleichnisse und Wundergeschichten der vier Synoptiker des NT, Ausschnitte aus Jesu Passion oder Auferstehungsbekenntnisse handelt. Es wird alles auf einer eindimensionalen Ebene zusammengeschmolzen und damit - unterstützt durch Bilder - suggeriert: So war es wirklich. Dabei gäbe es bei geschickterer Auswahl und Begrenzung auf Weniges durchaus die Möglichkeit, auch jüngeren Kindern eine tiefere Verständnisebene anzudeuten und damit mehrdimensionales Verstehen und Denken vorzubereiten; Kinder im ersten Schuljahr können in einem anderen Bereich z.B. die Doppeldeutigkeit von Fabeln selbständig ermitteln. Auffallend ist die Auswahl von Texten wie Sintflut, Durchzug durchs Rote Meer, aber auch Totenerweckungen (Jairi Tochter / Jesus), die nur vordergründig, nämlich als Mirakel, "leicht verstehbar" zu sein scheinen. Wer kleine Kinder in dieser Weise mit biblischen Texten vertraut machen möchte, beabsichtigt wahrscheinlich, die Bibel wortwörtlich eindimensional akzeptieren zu lassen, also u.a. zum Wunderglauben zu erziehen, statt den Sintflut-Genozid und andere ethisch problematische Themen erst später zu thematisieren und ggf. verstehbar zu machen. Eine solche Erstbegegnung erschwert i.d. R. einen späteren, sachgerechten Umgang mit den Texten im Religionsunterricht (zusammen mit Kindern aus anderen Religionen) außerordentlich. Es muss von vornherein deutlich sein: Es handelt sich bei diesen Texten um uralte, auch in anderen Religionen vorkommende Menschheitsgeschichten und Glaubensaussagen, die gar nicht so leicht zu verstehen sind. E i n e Wurzel heute gelebter Säkularisation lässt sich in einer Religionspädagogik erkennen, die im Kleinkind- und Vorschulalter auf fundamentalistisches Fürwahrhalten setzt. Nachher muss dann manches zurückgenommen werden, so es nicht in der späten Kindheit und Pubertät zu einer völligen Abkehr von Bibel, Kirche und Glauben kommen soll. Dabei ist es gut möglich, altersgerecht ausgewählte Bibeltexte durch Beantwortung von Kinderfragen, durch zusätzliche Sachinformationen, auch eigene Interpretationen so in den Verstehenshorizont zu bringen, dass sie eine verlässliche Basis für christliche Lebensführung werden können. Hinsichtlich des Sprachgebrauchs könnte man sich dabei an die altbewährte Regel halten: so kindgerecht wie nötig, doch auch so bibelnah wie möglich. Kinderfragen, auch von Kindern gemalte Bilder zur Bibel können Missverständnisse aufdecken, aber auch Tiefendimensionen des Verständnisses, Erklärungs- und Deutungsversuche anbahnen. Das leisten die Bilder der vorliegenden Kinderbibel nicht. Sie verwechseln Kindgerechtheit mit Kindertümelei, in dem Menschen, Tiere und Umgebung simplifizierend mit genormten Strich-Punkt-Gesichtern, mit Spielzeug-Stofftierfiguren, in befremdender Farbgebung (lilafarbiger Nachhimmel / rote Sonne) und historisierender Kleidung dargestellt werden und damit dem gängigen Medienmarktkonzept entsprechen Hier und da hoppeln dann noch - relativ funktionslos - niedliche Hasen, Frösche und Lämmer durch die Kinderbibel. Die Bilder sind ausschließlich illustrierend gestaltet und das in in so simpler Art und Weise, dass sie kunstpädagogisch wenig vorbildlich, eher kinderverdummend wirken, als dass sie zu Fragelust nach dahinterliegenden Wahrheiten anregen könnten


Personen: Bolam, Emily Brielmaier, Beate

Schlagwörter: Kinderbibel

Meine erste bunte Kinderbibel / Beate Brielmaier. Ill. von Emily Bolam. - Stuttgart : Gabriel, 2013. - 94 S. : überw. Ill. ; 18 cm
ISBN 978-3-522-30331-6 geb. : EUR 9.95

Zugangsnummer: 0003/1558
Christlicher Glaube - Signatur: Jc Mei - Buch