Ruge, Eugen
Metropol Roman
Buch

Der Gattungsname ROMAN passt nicht: Hier handelt es sich um den Ausschnitt einer Familiengeschichte mit fiktiven Zusätzen.


Rezension

Acht Jahre nach dem Weltbestseller "In Zeiten des abnehmenden Lichts", der sich mit Ruges Familie nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion befasste, wendet er sich erneut vor allem der Geschichte seiner Großmutter zu. Der Zeitrahmen liegt vor dem des ersten Buches. Im Mittelpunkt steht also die überzeugte Kommunistin Charlotte, die sich mit ihrem Mann vor der Verfolgung durch die Nazis nach Moskau absetzen kann. Als Mitarbeiter der Komintern agieren sie international, werden im Hotel Metropol kaserniert und erleben die wachsende Paranoia der Stalinzeit. Misstrauen, gegenseitiges Bespitzeln, wachsende Angst vor Verrat und Verhaftung, wirtschaftliche Not und Verzweiflung werden dominant. Hinzu kommt die Furcht, dass die hehren Ideale des Kommunismus sabotiert werden und verloren gehen könnten. Die psychische Spannung pendelt zwischen Hoffnung und Verdacht, Angst und Durchhaltewillen. Das Buch ist ein bedrückendes Zeugnis für ein Leben in der Diktatur. Eine überzeugende, menschlich berührende Darstellung ideologischer Verblendung.

Für Arbeitsgruppen, die sich mit den psychischen Qualen eines Lebens in einem totalitären System befassen, ein fast unverzichtbares Buch.

Rezensent: Hans-Wolfgang Schaller


Personen: Ruge, Eugen

Schlagwörter: Diktatur Ideologie Stalinzeit

Ruge, Eugen:
Metropol : Roman / Eugen Ruge. - Hamburg : Rowohlt, 2019. - 431 S. ; 21 cm
978-3-498-00231-0 geb. : EUR 24.00

Zugangsnummer: 2014/7749
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Rug - Buch