Genazino, Wilhelm
Mittelmäßiges Heimweh Roman
Buch

Wie ein mittelmäßiger Pharmaangestellter die Trennung von seiner Frau verarbeitet.


Rezension

Dieter Rotmund, Anfang 40 und Angestellter in einem mittelständischen Pharmaunternehmen, arbeitet in einem Großraumbüro mit etwa einem Dutzend weiterer Mitarbeiter. Er erzählt von seinem bestenfalls mittelmäßigen Heimweh, das ihn ergreift, wenn er an den Schwarzwald denkt. Dort leben seine Frau und sein Kind. Über Jahre führte er eine Wochenendehe. Nun hat ihn seine Frau vor die Tür gesetzt. Dieter Rotmund hat mit diesem Ausgang seiner Ehe gerechnet, wie er ohnehin einen desillusionierten Blick auf die Welt hat. Er erwartet nicht wirklich etwas, das ihm Sinn oder Lebensfreude vermittelt. Der gedehnte Blick, mit dem er z.B. die Bachstelzen oder seine Mitarbeiter im Büro beobachtet, sagt ihm, dass das Leben einem kaum zu beeinflussenden Programm folgt. Auf Schreie der Lust folgen solche des Schmerzes. Zwar ist das Leben ohne eine auch sexuelle Partnerschaft kaum zu ertragen, aber mit ihr eben auch nicht. Dieter Rotmund lebt schließlich als Wandererotiker, ist als solcher aber nicht davor geschützt, dass ihm etwas fehlt. Ein Ohr ist ihm genauso wie der kleine Zeh einfach abgefallen.

Genazino gehört zu den Schriftstellern, die einen sound entwickelt haben. Zu Genazinos sound gehört die lapidare Detailbeschreibung mit ironischer Langzeitwirkung. Das ist immer kurzweilig und trägt den Leser durch die Geschichte

Rezensent: Matthias Gröbel 11.04.07


Personen: Genazino, Wilhelm

Schlagwörter: Alltag Mann

Genazino, Wilhelm:
Mittelmäßiges Heimweh : Roman / Wilhelm Genazino. - 1. Aufl. - München : Hanser, 2007. - 188 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-446-20818-6 geb. : EUR 17.90

Zugangsnummer: 0002/1700
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch