Hoffmann, Sandra
Paula
Buch

Sprachsuche, Wortsuche, Wahrheitssuche im Dickicht des schamvollen Schweigens. Eine Frauengeschichte ohne Widerrede.


Rezension

Paula ist die Großmutter, die nicht spricht und alle Frauen der Familie in einen Bann des schamvollen Schweigens zieht. Es bleibt offen und unklar, warum sie schweigt. Die Autorin findet es nicht heraus, ihr Suchen und schweigendes inneres Forschen, Vermuten, Erfinden bleiben ergebnislos. Das Schweigen der Tiere und ihre Zärtlichkeit eröffnen den in Ekel und Widerwärtigkeit verrannten Frauen eine sehnsuchtsvolle Perspektive (Fell das sich an eine Hand schmiegt...) und stehen in einem fast schon abstoßenden Kontrast zum eiskalten Haus. Dass die Großmutter noch dazu in verbissenem Katholizismus Trost sucht und findet, treibt das Spiel auf die Spitze. Die Hand, die den Rosenkranz bewegt, ist wie ein Tier, das in der Schürzentasche ein unentwegtes Eigenleben führt. Dabei führt das, was vielleicht auch Liebe ist, das Kind und die heranwachsende junge Frau in die Magersucht und in den religiösen Wahn, der die Erfahrung bedeutet, dass Gott furchtbar ist.

Ein bedrückendes Buch.

Rezensent: Christiane Thiel


Personen: Hoffmann, Sandra

Schlagwörter: Kindheit Schuld Scham Gotteswahn

Hoffmann, Sandra:
Paula / Sandra Hoffmann. - München : Hanser Berlin, 2017. - 158 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-446-25682-8 geb. : EUR 18.00

Zugangsnummer: 2014/5112
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Hof - Buch