Prosser, Robert
Phantome Roman
Buch

Anisas Tochter ist mit dem Freund auf Spurensuche in Bosnien, der Heimat ihrer Mutter, die im Balkan-Krieg floh.


Rezension

Prosser lässt zunächst den Graffiti sprayenden Freund der Tochter Sara erzählen. In dieser Szenerie beginnt der Roman. Der Freund als Ich-Erzähler schildert, was beide im Bosnien heute erleben und wie der Balkan-Krieg nachwirkt. Die Sprache der Graffiti-Szene als Stilmittel und der Ton eines jungen Erwachsenen fordert heraus, bis die Perspektive zur Geschichte der Bosnierin Anisa und des Serbens Jovan wechselt. Was vor dem Krieg kein Thema war, darf nun nicht mehr sein. Mit zahlreichen Cliffhängern treibt Prosser den Leser voran in einer Kriegsgeschichte mit Erschießungskommando, Fahnenflucht und Beinahe-Vergewaltigung. Die Liebesgeschichte hat kein Happy-End. Im Heute angekommen sitzt Jovan, der Maler, im Gefängnis in Wien, wo auch Anisa nach ihrer dramatischen Flucht lebt. Das Kriegsschicksal prägt nachhaltig, das wird nicht nur an den Figuren Anisa und Jovan deutlich.

Auf 332 Seiten erzählt der anspruchsvolle Roman, der auf der Longlist des deutschen Buchpreises 2017 stand, von einem wenig beachtetem geschichtlichem Kapitel Europas.

Rezensent: Kathrin Vogel


Personen: Prosser, Robert

Schlagwörter: Flucht Vertreibung Identität Balkan-Krieg

Prosser, Robert:
Phantome : Roman / Robert Prosser. - Berlin : Ullstein fünf, 2017. - 332 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-96101-009-7 geb. : EUR 20.00

Zugangsnummer: 2014/5365
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Pro - Buch